Bewusster leben. Zufriedener sein.
00:00:00: Diese ganze Schuld, die auch auf Frauen, also Frauen sind noch mehr durch Schuld konditionierbar und klein haltbar, glaube ich, als Männer.
00:00:07: Also es ist jetzt vielleicht ein Gender bei es, aber was ich in Therapien schon gegen Schuldgefühle, irrealer Natur angekämpft habe, also da haben die Männer, glaube ich, manchmal durch gewisse, wesensmäßigere Stumpfe einfach größeres Glück.
00:00:26: Get happy.
00:00:28: Bewusster Leben.
00:00:30: Zufriedener sein.
00:00:33: Von und mit Karthik Leff.
00:00:48: Ich sage, ihr lieben schön, dass ihr auch an diesem Freitag wieder mit dabei seid.
00:00:52: Wie immer hoffe ich, dass es euch gut geht, dass ihr in diesem Moment an einem sicheren, an einem wohligen und im besten Fall an einem schönen Ort seid.
00:01:00: Vielleicht geht ihr gerade spazieren oder hängt zu Hause auf der Couch rum oder backt einen Kuchen oder was man sonst so macht.
00:01:06: In der kalten Jahreszeit.
00:01:07: Ich freue mich einfach, dass wir die nächste Stunde zusammen verbringen und dass ihr euch diesen wunderbaren und so wichtigen und essenziellen Themen des Lebens euch traut, euch diesen Themen zu widmen.
00:01:19: In dieser Folge soll es einmal mehr um das Thema Trauma gehen.
00:01:23: Aber vor allem um zwei Gefühle, die jeder Mensch, der mit Trauma Folgen zu tun hat, aus seinem Leben kennt.
00:01:31: Leider ist es den meisten gar nicht so bewusst.
00:01:35: wenn es um diese beiden Gefühle geht, wie abgespalten wir die haben und wie sie trotzdem aus den Tiefen unseres Unterbewusstseins, aus unseren Prägungen, aus unseren tiefen, tiefen Verletzungen unser Leben häufig lenken.
00:01:47: Und wir dann gar nicht verstehen, warum gewisse Dinge sich nicht so entfalten, wie wir uns das wünschen, weil diese Kräfte, die im Dunkeln, im Unbewussten wirken, einfach unglaublich stark sind.
00:02:00: Schuld, Scham und der ganze Scheiß.
00:02:03: So heißt das erste Buch von Philipp Ruland.
00:02:06: Er ist mein Gast in dieser Folge und ich freue mich ganz besonders, weil ich folge Philipp seit geraumer Zeit bei Instagram.
00:02:11: Und das Wort Trauma ist seit vielen, vielen Jahren in aller Munde, aber ... Auf die Gefeinde, dass ich mir jetzt nicht nur Freunde mache, ich finde, dass es nicht so wahnsinnig viele Menschen gibt, wo man spürt, dass sie die Essenz von Trauma in der Tiefe wirklich begriffen haben.
00:02:27: Und in der Regel sind es Menschen, die selber Erfahrungen mit Traumata gemacht haben.
00:02:32: Und das spürt man bei Philipp in seiner Arbeit in jedem Wort, dass er in die Welt schinkt.
00:02:37: Und deswegen freue ich mich ganz besonders auf den Austausch mit ihm.
00:02:40: Er ist Diplompsychologe, Psychologischer Psychotherapeut und Traumatherapeut.
00:02:45: Hallo, lieber Philipp.
00:02:46: Herzlichen Dank für diese krass gute Anmoderation.
00:02:49: Also ich fand die Aussage jetzt gerade schon cool, dass Trauma oft benutzt wird, aber oft nicht in der Tiefe verstanden wird.
00:02:58: Ich weiß jetzt aber nicht, ob das was damit zu tun hat, dass man es selber erlebt hat, aber ich glaube vielleicht schon ein Stück.
00:03:06: dass halt auf der Punkt, dass das Trauma oft nicht verstanden wird.
00:03:09: Es ist so auch in akademischen Psychotherapien so eine Größe, die man einfach mal einen Ursachenfaktor, den man in den Raum stellt, aber gar nicht versteht, was dahinter steckt.
00:03:21: Und das setzt sich, glaube ich, erst so nah und nach durch dieses Verständnis.
00:03:27: Ja, das ist natürlich ein Hashtag, der sich gut verkauft auf Social Media.
00:03:31: Aber ich bin noch manchmal ein bisschen... Ja, als selbstbetroffene von Traumofolgen ein bisschen irritiert, wer so alles mit dem Begriff um sich wirft.
00:03:40: Und ich glaube trotzdem, dass so wir Betroffenen, wir spülen das relativ schnell in der Tiefe, ob da jemand weiß, wovon er spricht oder ob er vielleicht auch nur gelernt hat.
00:03:48: Also deswegen kann er ja trotzdem viel über Trauma wissen und viel über die Funktionen im Gehirn und im Nervensystem wissen.
00:03:56: Aber diese Komponente des Selbsterfahrenen, die kann man nicht.
00:03:59: Also die kann ein oder das Leben lehren, so traurigerweise, oder?
00:04:03: Was sagst du?
00:04:06: Also ich glaube, als Therapeut würde ich sagen, ist das Wissen um die eigene Traumatisierung schon wichtig.
00:04:13: Also ich glaube, es gibt auch extrem gute Therapeuten, die Trauma behandeln können, die das jetzt nicht in Gänze erlebt haben.
00:04:23: Aber Trauma ist eigentlich was, was man durchstringen muss.
00:04:27: Das merke ich immer mehr in meiner Arbeit.
00:04:29: Ich bin zwar von der Ausbildung her Verhaltenstherapeut, aber ich bezeige mich eigentlich nur noch als Traumatherapeut, weil ich diese ganze Verkleisterung auch in den Schulen durch ihre Erklärungsmodelle eigentlich leid bin.
00:04:42: Also ich bin das wirklich zutiefst leid, dann da kommt das Modell und das erklärt das.
00:04:47: Und im Prinzip sind es eigentlich alles nur Nebelkerzen, die verstecken, dass hinter dem ganzen psychischen Erkrankungen eigentlich meistens menschliche Gewalt, Verachtung, Bösartigkeit, Niedertracht, Hilflosigkeit steckt.
00:05:02: Und das wird immer so schön akademisch eingepackt und führt aber dazu, dass ganz oft auch vorbei therapiert wird, weil die Leute einfach gar nicht so tief... bei sich hinschauen, auch auf Behandlerseite.
00:05:15: Woher liegt das, dass sich so viele das nicht trauen in deinen Worten?
00:05:19: Das Hinschauen.
00:05:20: Angst.
00:05:21: Also Angst.
00:05:21: Also ich glaube, egal, was man mit Trauma zu tun hat, du kommst immer an eine Welle der Angst auch auf Behandlerseite, dass man sagt, also, nee.
00:05:33: Also ich hab da auch ein Beispiel erlebt, also auch da war ich gerade in der Klinik und hatte eine Patientin.
00:05:39: Da war ich noch nicht mal probiert.
00:05:41: Die hat eine Orthorexie gehabt.
00:05:44: Und das roch sehr nach Trauma.
00:05:47: Und da haben meine Kollegen halb scherzhaft, das war auch null bös gemeint, mich aufgezogen und haben gesagt, der Roland, der findet bestimmt jetzt bei der wieder irgendeinen Trauma.
00:05:57: Und im Endeffekt war es so.
00:05:58: Also da habe ich auch eine ziemliche Hölle aus der Patientin rausgeholt.
00:06:02: Und ich glaube, es ist einfach entsetzlich zu realisieren, dass die meisten Probleme, die wir eigentlich haben.
00:06:08: Dadurch kommen das ganze üble Dinge passieren oder halb üble Dinge.
00:06:14: Also ich kenne kein Mensch den ich behandle, der nicht mittelbar oder unmittelbar Trauma betroffen war.
00:06:21: Also entweder sind das hier die... Und die Millennials, die die unter Angst und Panikstörungen leiden, weil sie bei traumatisierten Eltern groß geworden sind, das sind unsere Generationen neuer und siebziger Baujahr, die bei Kriegskindern oder Kriegsenkeln schon groß geworden sind, die den ganzen Schmerz gekannt haben.
00:06:40: Also... dass du länger dabei bist, muss ich sagen, es geht mittelbar oder unmittelbar immer alles auf Trauma zurück.
00:06:47: Gehe ich total mit.
00:06:48: Also ich versuche mich immer selber zu relativieren, weil ich jetzt auch nicht durch die Welt posauen möchte.
00:06:53: Ich glaube, dass jeder traumatisiert ist, wobei Franz Ruppert zum Beispiel, der auch sehr bekannt ist für seine Arbeit in der Psychotraumatologie, ja genau das sagt einfach aufgrund der Tatsache, weil wir aber als Bindungswesen, die wir sind, auch so leicht zu traumatisieren sind.
00:07:06: Also es braucht ja wahrlich nicht viel.
00:07:09: sage ich jetzt mal besonders in unseren vulnerablen ersten Lebensjahren, aber es geht mir wie dir gerade jetzt in unserer Generation.
00:07:17: Ich bin ein paar Jahre älter als du, aber auch in den siebzigern geboren.
00:07:21: Ich kenne niemanden, der nicht in irgendeiner Art und Weise davon betroffen ist und selbst die Menschen, die immer noch heute ja auch eine sich selber die geschichte eines schutzes erzählen wie wunderschön alles bei ihnen war.
00:07:35: und bei ihnen war alles wirklich so perfekt und sie hatten die schönste kindheit und das mag ja phasenweise auch der fall gewesen sein aber trotzdem hinterlassen halt viele vermeintlich kleine dinge tiefe spuren in uns und ich weiß nicht wie es dir da geht.
00:07:49: ich habe mittlerweile auch ein ganz gutes geschultes Auge dafür bekommt man sich erkenne Kompensationsstrategien relativ schnell oder Copingstrategien oder wenn so eine hohe Anspannung ist in einem Körper.
00:08:02: oder nein die Suppe muss genau so sein und das darf nicht anders sein und die Zahnpasta muss da liegen.
00:08:08: das sind ja alles so Schutzmechanismen und die erkennt man ja relativ schnell in Menschen wenn man sich dann mal mit Trauma wenn man so in das Kaninchenloch mal reinkrabbelt.
00:08:18: also da würde ich total mitgehen dass es einfach unglaublich viele Menschen sind Auf der ganzen Welt?
00:08:23: Ja, also es hat jetzt nicht jeder eine Trauma Vollgestörung.
00:08:26: Nicht jeder hat natürlich ein Typ eins oder ein schweres Typ zwei Trauma erlebt, aber die Auswirkungen.
00:08:32: Also ich habe vor kurzem nochmal für irgendein Beitrag die Zahlen gegoogelt.
00:08:37: Also man geht davon aus, nach den harten Trauma begriffen, dass wir in Deutschland ungefähr acht Millionen Traumatisierte haben.
00:08:43: Wahnsinn,
00:08:44: zehn Prozent.
00:08:45: Also acht Millionen harte Traumatisierte.
00:08:49: Weil die Aufläufer und die mittelbar Betroffenen sind wir eigentlich bei der Hälfte.
00:08:54: Also die jetzt nicht traumatisiert sind, aber die mit irgendeinem Mensch, der irgendein traumatisches Leid mitbringt, rüber geht.
00:09:02: Wir haben in Deutschland ungefähr sechs Millionen Alkoholgefährdete und drei Millionen Alkoholabhängige oder ein bisschen weniger.
00:09:09: Also die Zahl variiert auch immer ein bisschen.
00:09:11: Und wenn man rechnet, dass das wirklich der Fleisch geworden, der Kompensationsversuch von Trauma oder schlimmen biografischen Leid ist, dann sind wir unterwegs.
00:09:21: Und auch in der Volkserkrankung Depression steckt auch wieder unmittelbar oder mittelbar irgendwo ein Trauma einschlafen in der Familie.
00:09:30: Das heißt nicht, dass jeder depressiv und schwerstraumatisiert ist, aber es kann schon heißen, dass viele Depressionen auch in Ausläuferfeldern von... schwerstraumatisierten Familiensysteme passiert.
00:09:43: Für alle, die uns zuhören und nicht vom Fach sind, Typ eins, Typ zwei Trauma, kurze Zusammenfassung?
00:09:48: Also Typ eins Trauma ist eine einmalige Traumatisierung, ein gewalttätiger Angriff in der Fußgängerzone, eine Vergewaltigung oder aber auch das Erleben einer Naturkatastrophe.
00:09:58: Typ zwei Trauma sind die Mehrfachtraumatisierungen, die oft auf Grundlage Also die Kindheitstraumatisierung, also der gewalttätige Vater, der zu X-Mest-Zeitpunkten irgendwas Mises gemacht hat, die bösartige Mutter, kann aber auch im späteren Leben sein, die Mobbing-Situation in der Schule, in dem er Akt zugesetzt gekriegt hat.
00:10:17: Also das vermehrt etwas Auftritte.
00:10:22: Also das sogenannte Komplex-Trauma, das ja nun endlich auch eine Diagnose bekommt.
00:10:26: Genau.
00:10:27: Und das Wichtigere ist ja auch zum Beispiel, dass das, was wir ja heute, das viel größere Problem ist ja auch, dass wir heute zum Beispiel die mittelbar betroffenen.
00:10:37: Also jemand hat eine traumatisierte Mutter, die das versucht, so gut zu machen, wie es geht, aber die aufgrund der ungelösten Traumatisierung in sich noch feststeckt und emotional einfach das nicht geben kann, wie jemand der frei von sowas ist oder daraus geheilt ist.
00:10:53: Weil einfach jede höhere menschliche Interaktion auch bedeuten wird.
00:10:58: Es kann passieren, dass ich durch irgendwas getriggert werde.
00:11:01: Jetzt bist du in deiner Familie auch der Cyclebreaker?
00:11:05: Hast du einiges, oder?
00:11:07: Würde ich mal behaupten, ohne dich besonders gut zu kennen.
00:11:11: Teilst auch viel aus deiner Geschichte, aus deinen Erfahrungen in deinem Buch.
00:11:15: Ich hab das in der Anmoderation so behauptet, dass Menschen mit Trauma folgen.
00:11:20: Diese beiden lähmenden, abgespaltenen Emotionen, Schuld und Scham, sich derer häufig gar nicht bewusst sind.
00:11:28: Also die denken vielleicht so im bewussten Zustand, ich fühle mich gar nicht schuldig, aber wie tief das wirkt, das ist auch mir ehrlich gesagt erst.
00:11:35: Also witziger, nicht witzig, also witzig ist es überhaupt nicht, aber interessanterweise ist auch bei mir erst in diesem Jahr im Januar das Thema Schuld noch mal auf den Tisch gekommen.
00:11:46: Und zwar so mit dieser, wenn es so urgewaltig aus dem Unterbewusstsein hochsteigt und plötzlich wird es dir bewusst und dann betrauerst du.
00:11:53: das eigene Gefühl, mit dem du für einen kurzen Moment wieder in Kontakt kommst.
00:12:00: Muss ich gerade so sagen, weil ich habe gerade überlegt, also Schuld, ich hatte eigentlich bis jetzt immer nur Schuld an den Kompensationshandlungen, vor allem die sehr toxischen, die ich gemacht habe, wo ich gedacht habe, oh, der Sof, die Gewalt, die ich dann ausgeübt habe oder den Mist, den ich angerührt habe, da habe ich mich immer ungeheuer schuldig gefühlt.
00:12:21: Die Initial Traumatisierung, Also da konnte ich die Schuld immer gut zurückgeben.
00:12:27: Da hab ich immer gesagt, bin ich nicht dran Schuld.
00:12:30: Das konnte ich leider nicht.
00:12:35: Ich hab immer für den ganzen krassen Mist, den ich danach in der wilden Jugend angerührt hab, da hab ich immer ungehöre Schuldgefühle und so gedacht und nein und mich geschämt.
00:12:50: Aber für die Initialtrauma, vielleicht habe ich auch den Luxus, dass die Erinnerungen an das Initialtrauma schon zurückgekommen sind, als das in einen komplett erwachsenen Apparat gefallen ist.
00:13:05: Das kann auch sein, dass ich da... Da hab ich echt einen Vorteil.
00:13:09: Ich bin echt ganz gut darin, mir keine Schuld anzuziehen, außer die Schuld, die ich selber gerührt hab.
00:13:16: Also,
00:13:17: die du zu verantworten hast.
00:13:19: Das
00:13:19: hat mich vielleicht auch sogar, wie du das sagst, überleben lassen.
00:13:22: Also, ich fühl mich grundsätzlich nicht für andere Leute missschuldig.
00:13:25: Ich
00:13:25: gratuliere dir.
00:13:28: Also du kannst mir mit allem Möglichen kommen, wo ich mich massiv schuldig fühle ist, wenn ich früher zum Beispiel in meiner falschen Traumakompensation drei Tage durchgesoffen habe, irgendwo eine Schlägerei angefangen habe und dann noch leutfurchbar beschimpft habe und gekränkt habe, da fühle ich mich zu tief schuldig.
00:13:47: Also das geht heute noch mit mir heim.
00:13:49: Oder wenn ich aufgrund meiner Impulsivität und dem zwanzigsten versuch, die Nerven zu behalten, dann doch irgendwann durchdrehe und verbales Kleinholz anrichte.
00:13:57: Da kann ich mich tagelang für schuldig fühlen.
00:14:00: Aber ich fühle mich nicht schuldig für den Mist, den andere gerührt haben.
00:14:03: Da bin ich... Da habe ich immer schon... Das ist, glaube ich, meiner Borderline-Wut geschuldet.
00:14:07: Das ziehe ich mir nie an.
00:14:09: Das schützt mich davor.
00:14:10: Also,
00:14:10: man hört schon, du kennst dich sehr gut.
00:14:16: Stimmt nicht.
00:14:18: Ich lerne mich immer wieder neu kennen.
00:14:19: Ja, ich auch.
00:14:20: Absolut.
00:14:21: Ich lerne mich immer wieder neu kennen.
00:14:22: Jetzt habe ich es geschafft, jetzt habe ich es verstanden.
00:14:24: Kommt das
00:14:25: nächste Ding.
00:14:25: Nee,
00:14:26: stimmt.
00:14:26: Das da habe ich noch nicht durchkrumm.
00:14:27: Das da habe ich noch nicht verstanden.
00:14:30: Was ist denn für dich der Unterschied zwischen Schuld und Charme?
00:14:34: Charme ist für mich das schlimmste Gefühl der inneren Vernichtung.
00:14:39: Also ich kenne keinen so vernichtendes Gefühl wie Charme, innerlich.
00:14:43: Und die Schuld, wenn man grad bei der Schuld sind, die ich meine, ist zum Beispiel das Gefühl für mich, wenn ich jemand anders was zugefügt habe, was ich selber nicht zugefügt haben möchte, dann fühle ich mich schuldig.
00:15:02: Und das sind so ... So diese zwei Gefühle, also und es gibt natürlich auch Menschen, die Schuldgefühle haben aufgrund Traumatisierung, die sich für alles die Schuld geben.
00:15:13: Also die keine so wütenden, ich habe das Glück der wütenden Abwehr.
00:15:16: Also ich sage, nee, das ziehe ich mir nicht an.
00:15:20: Aber also gerade Frauen, die weniger aggressives Temperament oft haben oder manchmal auch nicht, die nehmen ganz oft die Schuld für allem auf sich.
00:15:32: Also ich habe es ja eigentlich verdient, dass mein Vater mich geschlagen hat.
00:15:36: Mhm.
00:15:36: Ja, ich hab meinen Vater, hat mich nicht regelmäßig geschlagen, aber ich hab einmal von meinem Vater, also da hab ich eigentlich als Teenager die erste Grenze gezogen und hab Arschloch gesagt, und dann hat er wirklich weit ausgeholt und hat mir ins Gesicht geschlagen.
00:15:49: Und ich bin sehr lange, und da war ich auch schon in Traumotherapie, sehr lange durchs Leben gelaufen, hab gesagt, aber die hatte ich auch verdient.
00:15:57: Und heute würde ich sagen, Ich hatte die auf keinen Fall verdient.
00:16:00: Was ist denn das für ein Scheiß?
00:16:02: Aber dieses, sprich der von Täter Loyalität, diese Loyalität zu meinem Vater und diese innere Überzeugung.
00:16:09: Nee, aber das hast du auch verdient, wenn du zu deinem Vater Arschloch sagst und der haut dir dann ins Gesicht.
00:16:13: So ist das dann.
00:16:15: Heute sehe ich das ein bisschen anders.
00:16:19: Also klar, ne?
00:16:21: Ich bin bis jetzt zum Glück so weit gekommen, dass ich meine zwei Mädels ohne einen Schuss erzogen habe und groß gekriegt habe.
00:16:29: Ich hoffe, dass ich bis achtzehn sagen kann, dass mir... Aber kann ich eigentlich relativ sicher, weil ich so viel in Gewalt groß geworden bin und so lange als Türsteher gearbeitet habe, dass ich gegen Impulshandlungen sehr sehr immun bin.
00:16:42: Also, ich habe da ein Muster einfach, wenn du so lange wie ich als Türsteher arbeitest.
00:16:47: kannst du dir keinen Kontrollverlust erlauben, sonst machst du das nicht lange.
00:16:54: Also das wäre, glaube ich, auch so eine Vorstellung.
00:16:56: Also wenn ich irgendwann mit achtzehn sagen müsste, ich hätte mir einer Tochter, eine geballert, auch wenn, wenn, wenn, wenn man es aus dem sozialen Ding irgendwie hert, da würde ich Schuld empfinden.
00:17:05: Also würdest du sagen, dass das Gefühl von Schuld eher mit etwas zu tun hat, was wir getan haben, also mit einer Handlung und das Gefühl von Scham mit dem, was wir sind oder wer wir sind?
00:17:17: Ja, auf jeden Fall.
00:17:19: Also ist ja auch im juristischen Kategorie, wenn du z.B.
00:17:21: tatbestande Prüfstschuld fragt immer ab, kann ich das erkennen, also moralisch erkennen, was ich da getan habe.
00:17:28: Und der Schuld ist immer der Blick auf den anderen, während Scham immer so irgendwie so ein Blick nach innen ist, der selbst zerstört.
00:17:37: Es gibt natürlich auch die Fremdscham, dass man, wenn man bei einem Individuum beobachtet, dass es sich gerade selbst der Lächerlichbreierkeit preisgibt.
00:17:46: dass man dann auch tiefes Scham empfinden hat und denkt, so muss die sich fühlen.
00:17:51: Aber Schuld ist immer eine Emotion, die sich an den anderen richtet.
00:17:56: Und wir haben ja auch nicht nur die Schuld, die jetzt aus dem Traumere resultiert, also in der Psychotherapie haben wir auch ganz oft Schuld.
00:18:02: Ich kann die Fülle nicht nehmen.
00:18:03: Ich habe jetzt ein gutes Leben, ich habe einen guten Job, ich verdiene ein Arschvoll Geld und ich kann das eigentlich gar nicht genießen, weil ich wusste, dass meine Eltern nichts hatten und ein unglückliches Leben haben.
00:18:11: Ich kann das Leben nicht nehmen, ich habe einen tollen Job.
00:18:14: Ich fühle mich total gut mit dem, was ich mache, aber ich kann das nicht nehmen, weil meine Eltern ein ganz unglückliches, verdrießliches Leben haben.
00:18:20: Das sind ja Varianten, die treten.
00:18:22: treten ganz häufig auf.
00:18:24: oder ganz der Klassiker die Schuld der Überlebenden, was man ganz oft auch in der Aufstellungsarbeit sieht, dass Soldaten aus dem Krieg heimherren.
00:18:31: Das Schicksal hat es gut mit ihnen gemeint.
00:18:32: Von einer Einheit von zehn Mann haben zwei überlebt und die anderen zwei können das Leben nicht mehr nehmen, weil sich ihren Kameradenschuldig fühlen.
00:18:40: Naja, oder jetzt auch mit dem Blick auf die weltpolitische Lage, also auch Aussagen, die ich auch häufiger höre, mit dem, was im Gaserstreifen los war und los ist, dass Menschen sich dann schuldig fühlen, dass sie hier in der westlichen Welt in Sicherheit leben und das Gefühl haben, dass es gar nicht okay während im Gaserstreifen oder auch in der Ukraine über viele Jahre einfach Menschen in großem Stil gestorben sind.
00:19:02: Das ist zum Beispiel was, da bin ich schuld im Wundergegen, also ich weiß sehr wohl.
00:19:10: dass ich ein großes Glück gehabt habe und ich bin dankbar für das Glück, dass ich keine kriegerischen Handlungen begehen muss oder erleiden muss.
00:19:19: Und ich habe empfinde eine ungehörige Verstörung, wenn ich die neue Großwetterlage sehe.
00:19:24: Also diese Grauen auf allen Seiten, ich schütze mich auch davor.
00:19:30: Ich bin Traumatherapist.
00:19:31: Ich mache zwölf Stunden am Tag Grauen.
00:19:35: menschliche Hölle gefolterte Kinder, was weiß ich nicht alles.
00:19:37: Also ich habe abends keine Lust mehr noch dann eine Schippe draufzuschlagen.
00:19:43: Aber ich fühle mich nicht schuldig für die Kondizio-Humaner eines anderen.
00:19:49: Also ich sehe meine Begütertheit in manchen Punkten, dass ich in Westeuropa in einem relativ sicheren Land groß werde, aber ich empfinde keine Schuld.
00:20:00: Das ist genau derselbe Drehmechanismus, mit dem auch die Großreligionen früher gearbeitet haben.
00:20:06: Du bist in deiner Existenz schon schuldig, weil du gerade in der Existenz bist.
00:20:11: Die
00:20:11: Erbsünde.
00:20:12: Genau.
00:20:13: Völlig verrückt.
00:20:14: Und das ist auch heute eine Manipulationsform, die ich nicht nehme.
00:20:19: Ja, gut so.
00:20:20: Es ist was anderes zu sagen.
00:20:21: Ich habe Empathie für das, dass ich empfinde eine ungeheure menschliche Betroffenheit.
00:20:26: Aber ich in meinem Handeln, solange ich nicht selber irgendwas schuldhaft verursere, habe keine Schuld.
00:20:32: Genau.
00:20:33: Ich habe einen Pflicht zur Bewusstheit.
00:20:34: Ich habe einen Pflicht, die Lektionen der Geschichte zu lernen.
00:20:37: Ich habe eine Pflicht zu sehen, was unmenschlich ist, was empathielos ist.
00:20:45: Aber nur weil ein anderer Opfer von Empathielosigkeit oder Grausamkeit wird, versage ich mir nicht das Leben.
00:20:52: Das hilft nämlich denen, denen das Leben versagt wird, auch überhaupt nicht.
00:20:56: Das ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt, den du da gerade ansprichst.
00:20:58: Da würde ich kurz mal einhaken wollen, weil er so ein bisschen Hand in Hand geht mit der feinen Differenzierung zwischen Mitgefühl und Mitleid.
00:21:08: Ich hatte neulich ein wunderbares Gespräch mit einem schamanischen Practitioner, den ich schon sehr lange kenne und deren unglaublich klugen und herzenswarmen Blick auf die Menschen hat.
00:21:20: Und da ging es um die Arbeit mit Menschen.
00:21:22: Und dann sagt er, Und das ist ja zum Beispiel auch in der Aufstellungsarbeit, die du ja auch machst, ein wesentlicher Punkt.
00:21:28: Sag, du musst lernen zu differenzieren oder du darfst nicht ins Mitleid gehen.
00:21:34: Also zum einen hilfst du deinem Gegenüber überhaupt nicht, wenn du ins Mitleid gehst.
00:21:38: Du schwächst diesen Menschen.
00:21:41: Und das Zweite ist, und das ist jetzt natürlich der schamanische Ansatz, du machst auch die Türen auf für, nennen wir sie mal Fremdinnergien.
00:21:48: Also etwas bleibt an dir haften, was du dann mitnimmst und du musst es einfach noch besser lernen, die Unterschiede wahrzunehmen.
00:21:54: Magst du uns mal in deinen Worten erklären, was für dich der Unterschied zwischen Mitleid und Mitgefühl ist?
00:22:01: Und warum es so wichtig ist, das zu differenzieren?
00:22:04: Also Mitleid, das ist schwierig.
00:22:07: Das ist eine Entität, die ich ganz klar verstehe, aber wie definiere ich es am besten?
00:22:12: Also Mitleid hat immer so was Kleinmachen.
00:22:15: Da ist der Punkt.
00:22:16: Ja, würde ich auch sagen.
00:22:17: Die Autonomie.
00:22:19: Also ich habe schon manchmal auch Mitleid.
00:22:20: Manchmal tun mir meine Patienten auch Leid, wenn die Zehnte Kacke passiert, irgendeine Ablehnung auf dem Amt oder der Zehnte Versuch eines Datings und die Illusion einer Beziehung platzt und die sind tief traurig.
00:22:33: Das tut mir für den Moment auch Leid.
00:22:36: Weil jeder von... Also Mitleid ist auch immer die Komponente, wo man selber reinkommt.
00:22:40: Ich würde mir in der Situation auch Vorspalei tun, wenn ich mit Schraus rosen da stehe und keiner kommt.
00:22:44: Ja.
00:22:45: Das ist einfach... Kacke.
00:22:47: Da denkt man, ach Gott, oder Mitleid.
00:22:50: Klar habe ich Mitleid mit meinen Kindern.
00:22:53: Ich könnte daheim die Bücherwand rausreisen, wenn irgendjemand mit meiner Tochter nicht spielen will oder zwei Freundinnen, die geärgert haben.
00:22:59: Aber das gehört, dann tut mir die Leid.
00:23:02: Und wenn irgendeiner ausgeschlossen wird, wenn irgendeiner von den Leuten da sitzt, die mir anvertraut sind und die sagen, die haben mich da nicht gewollt.
00:23:09: Und das tut mir dann in dem Moment leid.
00:23:12: Weil ich würde mir in der Situation auch leid tun.
00:23:14: Aber
00:23:14: ist es dann nicht eher das Ereignis?
00:23:17: Das ist ans Ereignis gebunden.
00:23:20: Das ist auch so was.
00:23:22: Als Vater kann ich mitleid haben.
00:23:23: Als Vater bin ich nicht gefragt, Mitgefühl zu haben.
00:23:26: Ich will, dass meine Tochter weiß, dass ich mit ihr leide, wenn es ihr schlecht geht.
00:23:31: Das ist eine Hoch.
00:23:32: Aber ich will auch irgendwann aus dem Mitleid, ich leide mit dir, in was Konstruktives kommen.
00:23:40: Und das braucht dann Mitgefühl.
00:23:42: Ich sitze nicht vor meinen Traumapazienten, vor den ganzen Menschen, die in der Kindheit schwerstmisshandelt worden sind und denke die ganze Zeit, du armes Arschhaltusch, du mir leid.
00:23:53: Das wäre kränkend, das wäre eine Autonomie Abschneidung.
00:23:56: Das sind höchst kompetente Wesen, die vor mir sitzen.
00:23:59: Ja, schön.
00:24:00: Richtig schön.
00:24:01: Aber wenn meine Tochter hat recht auf meinen Mitleid, also das reißt mir das Herz raus.
00:24:07: Aber halt auch nicht, also wenn ich nur da sitze und sage, Schatz, weil du jetzt auf dem Kindergeburtstag von Carla und Lotta den Muffin nicht gekriegt haben, die noch über dich gelacht haben, leide ich bis ans Lebensende, wird es auch komisch.
00:24:19: Obwohl das schon nicht okay war mit dem Muffin, aber das und
00:24:24: das.
00:24:27: Warum
00:24:27: reicht es nicht, wenn wir uns mal der Scham zu?
00:24:32: Warum reicht es nicht, wenn wir uns morgens, mittags und abends vor den Spiegel stellen und affimieren und uns immer wieder sagen, dass wir genug sind, wenn wir aus unserer vielleicht... Traumatisierenden Kindheit, wo wir viel Entwertung erfahren haben, viel Abwertung oder auch emotionalen Missbrauch.
00:24:51: You name it.
00:24:52: Das ganze Programm eben schuldscham und der ganze Scheiß.
00:24:56: Warum reicht es nicht, dass wir uns einfach immer wieder erzählen?
00:24:58: Ich bin genug.
00:25:00: Das mit den Affirmationen ist ja manchmal auch so wie so ein Kind, das in den Keller geht und sagt, ich hab keine Angst, ich hab keine Angst, ich hab keine Angst.
00:25:07: Das kann sich das zwanzig mal sagen.
00:25:08: Die Ammer McDuller sagt dem leider, du hast Angst.
00:25:12: Also das Ding ist halt einfach, dass wir nur durch Worte unseren vom Neocortex die Amygdala nur relativ langsam beeinflussen können.
00:25:21: Also ich bin natürlich, wenn ich jetzt mir fünftausendmal im Jahr sage, du bist gut, dann wird vielleicht was hängen bleiben.
00:25:29: Aber diese, diese, also ah, diese ganzen, diese ganzen Affirmationsgeschichten, das ist ja immer ein Prozess mit sich selbst.
00:25:39: Und wo entsteht denn das, du bist gut, ich bin gut, in der Diade, in der liebevollen Bezugsperson, die dich anguckt.
00:25:47: Und deshalb funktioniert auch Therapie gut, wenn man ein liebevolles Gegenüber hat, ein menschliches Gegenüber, der einen aushält.
00:25:57: Und wo, also diese ganzen Affinitionen, die sind halt nicht von einem anderen Sender.
00:26:04: Und wir brauchen halt einfach auch die Diade zum Heilen.
00:26:08: Und deshalb langt das nicht, weil du ja ein ganz anderes emotionales Erleben hast, wenn jemand dich liebevoll anguckt, ernst mit dir meint und du merkst, dass du es ernst mit dem meint und irgendwas total toll findet, was du gemacht hast.
00:26:19: Validiert.
00:26:21: Und das ist dann, dann sind ja viel mehr Kanäle auf.
00:26:25: Schön, ne?
00:26:28: Aufgrund der schlimmen, also, wie soll ich das formulieren?
00:26:31: Wir haben ja zurzeit eine Situation, dass alle sehr... sehr klar werden und realisieren, dass es einen psychischen Apparat gibt, dass wir existenzielle Wunden haben, Traumata, dass es eine spirituelle Basis gibt und dass wir alle an uns arbeiten können.
00:26:47: Und dass es viele gibt, die auch psychisch krank sind.
00:26:49: Und es gibt nur wenige, die das behandeln können.
00:26:51: Einfach nur gibt wenig Psychotherapeuten, da noch Heilpraktiker haben, gute Coaches, die so ein Gefühl für diese Rahmen gibt, aber auch viel... Sachen, die es einfach nicht gibt und eine große Einsamkeit.
00:27:02: Und dann versucht jeder mit so Selbsthilfe-Tools, dort hinzukommen.
00:27:06: Aber das verlängert nur die existenzielle Einsamkeit, aus der man kommt.
00:27:11: Und das ist das grundlegende Problem.
00:27:13: Natürlich sind Affenerationen, Meditationen, eine coole Sache, Yoga auch.
00:27:17: Aber du brauchst auch immer einen Gegenüber, der rückmeldet und rückkoppelt.
00:27:22: Ja, wie die Verena König das so schön in ihrem Buch den Titel gewählt hat, Trauma geschieht in Beziehung, aber Trauma heilt eben auch in Beziehung, wenn es das richtige Gegenüber ist.
00:27:31: und das sichere Gegenüber.
00:27:34: Absolut.
00:27:34: Ja, und wir können uns halt... uns aus uns heraus selbst zu korrigieren, ist halt so schwierig.
00:27:41: Da wirken ja zwei Kräfte gegeneinander.
00:27:44: Wenn ich mir früher gesagt habe, ich bin genug, dann war am Ende des Tages die Quintessenz, nein bist du nicht.
00:27:49: Punkt, ich gewinne.
00:27:52: Genau.
00:27:55: Das muss ja erfahrbar sein.
00:27:57: Und das ist halt echt ganz oft, also ich sehe das ganz oft, dass Menschen sogar auch in Therapie versuchen, die Heilung autonom zu machen, weil sie im Prinzip auch in der Heilung nochmal die Einsamkeit der Kindheit drehen, zzenieren.
00:28:13: Da können sie mir nicht gerade ein EMDR-Gerät geben, können sie mir nicht die Technik sagen, dass ich die selber machen kann, weil einfach die Bezugspersonen so misst waren, dass sie gar nicht vertrauend, dass es ein anderer für sie erledigt.
00:28:26: Und dass ihr um Hilfe bitten dürft.
00:28:28: Also ich finde, im Vorfeld kann viel gemacht werden, man kann Biografie arbeiten, man kann meditieren, man kann mit Affirmationen arbeiten, man kann über Affirmationen, über Selbstwertnachdenken, über Geld, über Fülle.
00:28:42: Aber wie man ein Thema wirklich angeht, funktioniert meistens nur in der Diade, also im Zweiergespräch.
00:28:49: Wie bewertest du denn als Traumotherapeut die Entwicklung?
00:28:53: Das finde ich ganz interessant, wenn du da was zu sagen magst.
00:28:57: Ich habe so das Gefühl, dass die seit der Geburtsstunde der Psycho-Analyse, also seit der Zeit freut, C.G.
00:29:06: Jung, Adler und so weiter.
00:29:08: war das Mittel der Wahl, lange Zeit die Gesprächstherapie, dann kam die kognitive Verhaltenstherapie dazu, das Gehirn spielte schon, fing an eine Rolle zu spielen, unsere synaptischen Verknüpfungen fing an eine Rolle zu spielen, aber der Körper war immer so ein bisschen außen vor.
00:29:23: Und jetzt habe ich das Gefühl, schlägt es ins Gegenteil um, jetzt spielt das ganze Kognitive keine Rolle mehr, also auch die Gespräche, zumindest ist das mein Eindruck bei Social Media, sondern jetzt ist nur noch alle... wollen ihre Kindheit aufarbeiten und ihre Traumata integrieren durch Breathwork, durch Meditation oder durch Yoga oder experimentieren mit Psychedelics oder fahren irgendwo in den Südamerikanischen Dschungel und nehmen Ayahuasca.
00:29:55: Und aber man, da fehlt irgendwie, also mir persönlich fehlt da, ich glaube es braucht halt beides, weißt du wie ich meine, wie siehst du das als Traumaterapult?
00:30:06: Emotional Release war das Wort noch, den ich gesucht habe.
00:30:08: Überall wird Emotional Release, EODAN Organicitan, genau.
00:30:13: Aber brauchen wir nicht beides?
00:30:16: Klar, also ein Hoch auf die... Also grundsätzlich haben wir ja immer... Das erste ist der verbale Kanal, also PD, Psychoanalyser, also Tiefenpsychologie, Psychoanalyse oder VT funktionieren alle auf den verbalen Kanal.
00:30:32: sind relativ schwach im Emotionalen aktivieren und meistens Leute, die gut arbeiten, schalten dann Techniken wie Hypnose, EMDR, Aufstellungsarbeit, Focusing dazu, um tiefer zu kommen.
00:30:45: und bei diesen ganzen Techniken arbeitest du natürlich auch über Körperrepräsentationen, über das Spannungszustände im Körper.
00:30:54: Was ich heute auf mir auffällt und das ist auch wieder so eine Sache, die aus der Not geboren ist, dass die Leute in Retreat da machen, ein bisschen Presswork hier, dann dort nochmal in einen Retreat, einen Yoga-Kurs und es gibt halt einfach keine Feuerleitstelle.
00:31:10: Die sind wie eine Artillerie-Batterie, die quer durcheinander schießt.
00:31:14: und das ist das, was mir so ein bisschen Sorge macht, weil es findet keine Einordnung statt.
00:31:18: Wenn du dort ein Presswork-Kurs machst und da kommt Irgendeine Körpererinnerung, irgendwas raus, ein Erinnerungsfragment, dann machst du da noch mal was.
00:31:28: Das ist alles so Flickschusterei ohne richtige Einordnung.
00:31:33: Und das finde ich ein bisschen gefährlich.
00:31:34: Also Körper mitnehmen, über den Körper gehen ist zentral.
00:31:38: Weil gerade Traumata sind oft im Körper gespeichert, oft bekommst du über den Körper auch die Erinnerungen oder die Einordnung zurück.
00:31:48: Und was fehlt ganz oft in diesem großen Bauchladen an Methoden oft eine Einordnung.
00:31:57: Also die Leute kommen ganz oft zu mir, die haben da einen Ansatzpunkt, die haben da ein bisschen geknabbert, aber die verstehen das große Ganze nicht.
00:32:05: Und das finde ich so ein bisschen, also das finde ich so ein bisschen in so einer Social Media Bubble, also ich finde das alles gut, so wie es ist, aber es muss immer noch eingerordnet werden.
00:32:17: Aber Körper ist auf jeden Fall wichtig, aber auch ganz oft Es gibt auch Leute, die sind nur, wenn sie am verbalen Kanal arbeiten, extrem brillant und du brauchst nicht viel Körper.
00:32:30: Also ich werde oft gefragt, welche Art von Körpertherapie ich den gemacht habe und dann sage ich mir gar keine.
00:32:36: Ich habe überhaupt keine Körpertherapie gemacht, sondern ich habe den Körper, um einfach in meinem Organismus wieder mehr Sicherheit zu etablieren über Massagen in Sicherheit geholt oder indem ich halt spazieren gegangen bin.
00:32:47: oder Also es war keine Körpertherapie.
00:32:52: Ich habe auch Körpertherapie gemacht, Krafttraining und Boxen.
00:32:55: Das
00:32:56: ist meine Körpertherapie.
00:32:58: Im Grunde genommen ist ja alles, was den Körper betrifft, z.B.
00:33:03: oder auch Tanzen.
00:33:03: Das ist im Grunde genommen alles Körpertherapie.
00:33:10: Im Prinzip ist Traumatherapie eigentlich... wie ein guter Handwerkskasten in einem normalen Einfamilienhaus.
00:33:16: Du brauchst eine Zange, du brauchst einen Hammer, du brauchst einen Schraubenzieher, einen Lötgolben und eine Bohrmaschine.
00:33:21: Du brauchst nicht viel, aber du musst halt wissen, wie du es einsetzt und wo du es hinbringst.
00:33:25: Und ein bisschen Zeitung geduldig wäre nicht schlecht.
00:33:28: Genau.
00:33:29: Unleutdies verstehen, dies durch Drungen haben.
00:33:34: Also ich habe auch ganz oft Fälle, wo jetzt, sagen wir mal, kommt ein Traumapazient von Verhaltenstherapeut, die gute Arbeit an irgendeinem Symptom gemacht haben.
00:33:42: Und er kommt dann, dass das Symptom wieder lädt und dann ist Feierabend, weil einfach die Schicht unten drunter nicht verstanden wird.
00:33:50: Genau.
00:33:51: Und dann musst du nochmal nacharbeiten.
00:33:54: Das ist auch immer, wie erzähle ich, das Narrativ genau.
00:33:56: Also habe ich jetzt eine Angst und Panikstörung, weil gerade eine schwere Lebenssituation war oder habe ich eine Angst und Panikstörung, die mein Bindungstrauma reaktiviert hat und die existenzielle Verzweiflung, die ich als Kind habe.
00:34:10: Das sind dann zwei Paar Schuhen.
00:34:12: Total.
00:34:13: Ja, total.
00:34:14: Eine weitere Behauptung von mir in der Ammoderation war ja, dass Menschen sich dieser Schuld und Scham, die vielleicht in ihrem System noch wirkt, so gar nicht bewusst sind.
00:34:26: Ist das so, ist das auch was, was du beobachtest in deinem Praxisalltag?
00:34:31: Ja.
00:34:31: Also, man denkt immer so, die Leute wären sich auch aufgrund von Social Media so total bewusst und hätten alles so durchstrungen.
00:34:41: Und wir denken auch, jeder wird über Trauma reden.
00:34:44: Aber im Endeffekt ist das eine totale Verzerrung, weil die Bubble ist im Prinzip so klein.
00:34:49: Und das Wissen in der Fläche ist so klein, dass die Leute oft gar nicht wissen, was sie determinieren.
00:34:55: Gar nicht.
00:34:55: Also da liegt noch völlig der Schleier des Vor- und Unbewussten drüber.
00:35:00: Denn nicht realisieren.
00:35:03: Also wir haben zwar viele Bestseller und wir reden über Trauma, aber das merkst du in der Fläche eigentlich kaum.
00:35:16: Wie äußert sich
00:35:17: Scham und Schuld, wenn wir uns nicht bewusst sind im Alltag?
00:35:20: Wie kann sich das zeigen?
00:35:22: Welche Wege sucht es sich aus dem Unbewussten?
00:35:25: Also Scham äußert sich klassisch in Perfektionismus.
00:35:31: Das kann ganz viel sein.
00:35:32: Markelloses Auftreten, überzogene Schönheits, ideale Angst vom Alter, Angst vor intimer Nähe.
00:35:41: Angst irgendwas anzugehen, Angst Social Media zu machen, Angst ein Podcast Interview zu machen.
00:35:50: Also Scham äußert sich ganz viel, also es gibt ganz viel.
00:35:55: Also auch der ganze Schönheitskult, den wir haben, ist auch ein Anti-Schamkult.
00:36:02: Also desto perfekter ich in meiner körperlichen Hülle sein will, dass es nichts anderes als eine evolutionäre Strategie und begehrenswert zu sein, aber auch um mich nicht zu schämen.
00:36:12: So unangreifbar zu sein.
00:36:14: Genau.
00:36:15: Ich muss perfekt sein.
00:36:16: Perfektionismus.
00:36:17: Ich muss die perfekte Leistung bringen.
00:36:19: Ich muss das perfekte Bild von mir erzeugen, damit ich mich nicht schämen muss.
00:36:24: Und Schuld sieht man ganz oft, indem sich komplette Systeme klein halten.
00:36:28: Also Leute, die nicht in die Fülle gehen, die nicht in Erfolge gehen, die nicht in Partnerschaften sind, die ihnen entsprechen, die nicht das Leben leben oder nach dem Leben streben, was ihnen möglich wäre.
00:36:39: Das ist oft eine Kleinhaltung in Schuld.
00:36:43: Wahnsinn.
00:36:46: Ich gewinne hier, grundsätzlich diese Schulddinger, die sind ganz... Also ganz groß, wo Leute wirklich, also das erlebe ich allen Teilben, dass Menschen sich in ihrer eigenen Wieter kleinhalten, weil sie denken, sie würden ihren Eltern oder der Welt oder irgendjemand, der leidet irgendwas Schulden.
00:37:05: Aber sind
00:37:06: Sie sich dessen bewusst?
00:37:07: Aber Sie sind sich ja dessen nicht bewusst, ne?
00:37:09: Also so war es bei mir zumindest.
00:37:11: Null.
00:37:12: Das finde ich so krass.
00:37:14: Null, sie sind sich nicht bewusst, aber das sind auch Mechanismen, die man kaum merkt.
00:37:19: Da hast du Leute da sitzen, die nehmen das Leben nicht, weil ihre Eltern ein unglückliches Leben haben.
00:37:25: Oder sie haben Eltern, die sich nicht ins Leben gehen, dann sind wir schon wieder bei den Großkirchen, egal was, egal wie, der Mensch als schuldhaftes, sündhaftes Wesen, das erzogen werden muss.
00:37:37: Du darfst ja nicht reich sein.
00:37:39: Also jeder, der reich ist, ist ja verdächtig.
00:37:41: Also jeder, der nach der Fülle greift, der muss ja schon irgendwie jemand beklaut haben.
00:37:47: Strebt bloß nicht nach Hörn.
00:37:49: Also das hat ja schon irgendwie... Also sich selbst klein halten ist so typisches Schuldprinzip.
00:37:56: So abgefahren, weil meine Mutter ist im April gestorben.
00:37:59: Und was danach in mir passiert ist und zwar wirklich und wie du... Ich dachte auch, ich hätte alles.
00:38:07: Ich dachte, alles ist am Licht.
00:38:08: Ich dachte... Natürlich, was soll kommen?
00:38:12: Und der Tod meiner Mutter war an sich als Ereignis für mich total in Ordnung.
00:38:17: Aber was er für eine unfassbare Befreiung ist und wie ich plötzlich jetzt mir Dinge erlaube und wie sich auch beruflich bei mir noch mal was verändert und ich also, als wäre ein Fluch von mir genommen worden und als ich hätte das, also ich habe wirklich das Gefühl, jetzt darf mein Leben sich entfalten.
00:38:39: So, dass sogar meine Therapeuten gesagt hat, Wahnsinn, wie viel da doch noch im Unterbewusstsein gewirkt hat, sag ich total.
00:38:46: Es war mir überhaupt nicht da.
00:38:48: Es ist irre.
00:38:50: Frauen sind totale Verschuld, Konditionierbar.
00:38:53: Total, auch in anderen Domänen.
00:38:55: Ja, weil ich zum Beispiel...
00:38:56: Ich mache immer... Wer sagt am meisten über Frau Schlampe?
00:39:01: Ja.
00:39:02: Da denken wir immer, die Männer sind das, die die Schlampen sagen, stimmt aber gar nicht.
00:39:05: Und meistens sind es die anderen Frauen, die nach Frauen zusetzen und sagen, aber die, also, die hätte schon wieder ein Abenteuer gehabt, die Punkt, Punkt, Punkt, ne?
00:39:12: Also, sich, sich, sich klein halten, mit üben, also, ne, Schuld, ne?
00:39:17: Darfst du den Liebhaber haben?
00:39:19: Nee, darfst du nicht, ne?
00:39:20: Also, diese, diese ganze Schuld, die auch auf Frauen, also Frauen sind noch mehr durch Schuld konditionierbar und klein haltbar, glaube ich, als Männer.
00:39:30: Also es ist jetzt vielleicht ein Gender-Bias, aber was ich in Therapien schon gegen Schuldgefühle, irrealer Natur an gekämpft habe, also da haben die Männer, glaube ich, manchmal durch gewisse, wesensmäßigere Stumpfe einfach größeres Glück.
00:39:48: Dadurch so eine angeborene Grandiosität vielleicht, die Männer mit sich mehr tragen als Frauen.
00:39:54: Ja oder einfach so gar nicht reflektieren, also einfach so eine Nichtanheit.
00:39:59: Ja, ich erklär mir das dadurch, dass meine Mutter mir sehr proaktiv zu Lebzeiten eigentlich durch mein ganzes Leben immer wieder sehr unverblümt die Botschaft gesendet hat, dass ich eine schlechte Tochter bin.
00:40:10: Und jetzt bin ich gar keine Tochter mehr.
00:40:12: und das ist, ich bin frei, so.
00:40:16: Und was das noch mal ... Und jetzt kommt übrigens wieder die Scham mit rein, weil immer wenn mich jemand anspricht und sagt, deine Mama ist gestorben, bei Mama zucke ich schon zusammen, Und dann sage ich, ja, meine Mutter ist gestorben, aber für mich ist es total okay.
00:40:32: Und dann witzigerweise unter Frauen ist die häufigste Reaktion, ehrlich gesagt, das war bei mir genauso, aber das darf man ja nicht laut sagen.
00:40:42: Und dann sage ich ganz ehrlich, ich finde, wir sollten unbedingt anfangen, das laut zu sagen.
00:40:48: Weil der Teil in mir, der erleichtert ist, der hat dafür gute Gründe.
00:40:53: Und ich will mich dafür nicht schämen, Weil es ist ja da, dieses Gefühl.
00:41:00: Und da kommt mir gerade so ein ganz interessanter Gedanke genommen.
00:41:05: Also mir ist es aufgefallen, dass du drauf bedarst, die Mama nicht Mama zu nennen, sondern Mutter.
00:41:11: Also in die Rolle und die zärtliche Einfarbung rausnimmst.
00:41:15: Und wenn man eine gelebte, geliebte Beziehung hat.
00:41:19: Dann braucht man Schuld nicht als Dommistik, als Schmiermittel.
00:41:24: Schuld funktioniert immer dort, wo keine Liebe funktioniert.
00:41:29: Also wenn deine Mutter in ihrem Wesen
00:41:32: so
00:41:35: ausdifferenziert gewesen wäre, dass du gesagt hast, Mama ist tot, dann hätte die Schuld gar nicht gebraucht, um dich irgendwie zu binden.
00:41:45: Also das eigentliche Unvermögen wird immer mit dem Schuldvorwurf.
00:41:49: Das will ich jetzt nicht sozial.
00:41:51: Also sozial, da sind wir auf einer anderen Ebene.
00:41:54: Aber in Beziehung, du bist aber keine gute Tochter.
00:41:59: Du gibst mir aber zu wenig.
00:42:01: Das ist aber ein Problem von Liebe und Gegenliebe.
00:42:03: Hundert Prozent.
00:42:04: Ich habe dann nämlich im Juni nochmal eine Aufstellung auch gemacht bei meiner Therapeut, eine Familienaufstellung.
00:42:10: Und da hat sich dann auch noch mal gezeigt, dass meine Mutter mit mir ... Also die Stellvertreterin meiner Mutter, die hat praktisch gesagt, da ist gar nichts.
00:42:23: Ich
00:42:23: fühl da gar nichts.
00:42:25: Und das ist natürlich auf der einen Seite einfach untröstlich und ich habe auch schlimm geweint.
00:42:29: Ich saß ja noch draußen da an der Stelle.
00:42:32: Und gleichzeitig immer, wenn ich dann sowas präsentiert bekomme, dann denke ich, ich habe mir das nicht eingebildet.
00:42:40: Ich habe mir das nicht eingebildet.
00:42:42: Und genau das, was du sagst, ich glaube, dass ich einfach überhaupt nicht das Kind war, das meine Mutter wollte.
00:42:48: Und ich glaube, sie wusste auch, dass sie mich nicht so lieben kann,
00:42:51: wie
00:42:52: eine Mutter, ich setze das in Anführungsstriche, ein Kind lieben sollte, dass sie sich dafür sehr schuldig gefühlt hat und sich dafür auch sehr geschämt hat und diese Wut darüber über sich aber auf mich projiziert hat.
00:43:07: Genau.
00:43:07: Ha!
00:43:08: Treffend einmal ist ich.
00:43:09: Oder?
00:43:10: Genau das.
00:43:11: Ja, und dann sind wir schon wieder beim Obenen an, ne?
00:43:13: Dann sind wir wieder beim Bindungstrauma, ne?
00:43:15: Die Frau hat irgendetwas gehabt, was wahrscheinlich ihre Liebesfähigkeit für ihr eigenes Kind zerfetzt hat, wahrscheinlich in einem relativ schweren Ausmaß, ne?
00:43:24: Das könnte dann direkt Traumatisierung oder sehr nahe an einer Großtraumatisierung sein.
00:43:28: Dann sind wir wieder bei Trauma und dann kommt ein Bindungstrauma und dann... Und dann geht es ganz weltlich in die Psychotherapie.
00:43:37: Kati muss dann halt gucken, wie sie die ganze Zeit mit dem dumpfen Gefühl fertig wird.
00:43:41: Was stimmt da nicht?
00:43:43: Und fühlt sich wahrscheinlich die erste Lebenshilfe dort noch, sucht den Fehler ab, er sieht, kriegt aber nicht erklärt, dass der Fehler eigentlich auf der anderen Seite liegt, weil die Frau halt schwerstraumatisiert war und einfach keine Gefühlsdifferenzierung
00:43:55: hatte.
00:43:55: Das war ein langer Weg, das so zu verstehen.
00:43:58: Obwohl ich früh in Psychotherapie war, aber ... Ich
00:44:03: habe eben noch gedacht, eine Therapiarbeit ohne Aufstellung ist möglich, aber sinnlos.
00:44:09: Also, Aufstellung sollte man manchmal machen, um die Dinge zu kommen.
00:44:12: Ja, total.
00:44:13: Also, ich wähle da auch sehr gut, bei wem ich die mache.
00:44:20: Ich würde jetzt nicht so aufstellungstourismusmäßig einfach mal zu irgendjemandem hingehen, den ich so gar nicht kenne oder dessen Arbeit ich gar nicht kenne.
00:44:27: Da wäre ich, glaube ich, ein bisschen... Also, ich für mich wäre da... Wer da vorsichtig, aber ich wusste an diesem Wochenende natürlich, dass ich da sehr gut aufgehoben bin und auch in einem sicheren Raum.
00:44:36: Aber die Ebenen, die wir da betreten, die sind schon enorm.
00:44:40: Und natürlich auch ganz schön mächtig und machtvoll, ein machtvolles Instrument.
00:44:46: Absolut.
00:44:47: Aber es ist halt auch diese, wo du jetzt gerade mal eingestehen bist, bei der Schuld.
00:44:52: Und die Schuld, die dann ja auch weiter gereist wird, wenn man es ganz philosophisch sieht, die Schuld, die die Mutter, die gibt, dass du scheinbar keine gute Tochter bist und die Schuld, die sie spürt, dass sie keine gute Mutter sein kann, die sie dann projiziert, die kommt ja ins System wahrscheinlich, weil irgendjemand wirklich Schuld auf sich geladen
00:45:11: hat.
00:45:11: Also weil irgendjemand wirklich kacke gemacht hat.
00:45:14: Also böse Sachen gemacht hat.
00:45:16: Das
00:45:17: war ihr Vater.
00:45:19: Genau.
00:45:21: Also es gibt ja nicht viele Tagbeteiligte.
00:45:24: Und das sind dann diese Probleme an den Geschichten.
00:45:27: Und jetzt, das wird dann so nach unten durchgereicht.
00:45:30: Und, ähm, das gilt für mich auch der Grundsatz im Leben.
00:45:33: Ich bin nur an dem Schuld, was ich selber gerührt habe.
00:45:36: Und so ist es ja auch.
00:45:37: Na also, wenn ich irgendwo Mist gemacht habe, auch früher, na also, das Tür stehe hab ich nicht nur in Engel.
00:45:42: Und mein Leben war auch nicht immer darauf angelegten Engel zu sein.
00:45:44: Also ich hab auch nicht den Anspruch, dass ich ein Eiliger bin.
00:45:47: Nie, ich versuch so gut es geht, aber... Und ich weiß schon, wenn ich an Dingen Schuld bin.
00:45:54: Und die nehme ich auch.
00:45:56: Aber ich nehme nicht die Schuld für irgendwas, was nicht in meiner... Beherrschungsmöglichkeit liegt.
00:46:02: Glaubst du, dass wir in diesem Land, in dem wir leben, mithin legt auf die Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen
00:46:23: der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen der Zeit zwischen ein Deutschen ins Stammbuch geschrieben und wir haben vorher die Kirschen.
00:46:38: Wir sind ja eine der wenigen Nationen, wir konnten ja gar nicht mehr anders auch uns als unsere Schuld anerkennen.
00:46:44: und sie sehen.
00:46:49: Und die musste ja auch in den Raum stehen.
00:46:51: Und das ist ja, da haben wir ja eigentlich eine Ebene schon im Bewältigungsprozess, den viele andere Staaten gar nicht haben, die so ihre Kollektivs sind, die auch die meisten ja viel kleiner waren als die Nazi-Barbarei, nicht da stehen.
00:47:06: Also von daher ist der Schuldbegriff steht ja im Raum.
00:47:10: Und also ich finde ja auch immer... Ich bin natürlich als Individuum nicht schuld am Holocaust, weil ich habe in meinem Leben noch keinen Menschen umgebracht.
00:47:19: Aber dieses kollektive Andenken und die Direktion der Geschichte ist natürlich was, was da ist.
00:47:29: Und es ist auch was, was eine totale Auswirkung auf uns hat.
00:47:32: Also auf jeden von uns.
00:47:37: Wir können den Zweiten Weltkrieg nicht ungeschehen machen.
00:47:43: Wir waren, glaube ich, die erste Nation, die verwaldungsmäßig instrumentalisierte Barbarei ins Leben gerufen hat.
00:47:53: Und das wirkt in uns fort, neben den ganzen anderen Sachen.
00:47:57: Diese ganzen Herden an gebeugten Männern, die als Kinder in den Krieg gegangen sind und als mordende Männer zurückgekommen sind.
00:48:06: Krieg war allgegenwärtig auch.
00:48:08: guckt doch mal das Personal in den achtziger Jahren an, dass wir erlebt haben.
00:48:11: Die Politiker, das waren alles zum Teil noch Soldaten.
00:48:14: Die ganze Verwaltung war voll alternatis.
00:48:16: Die konnten das Land ja gar nicht... Das war ja auch ein Geist, der da war.
00:48:20: Total.
00:48:21: Ich habe neulich in meiner Therapeutin empfohlen das Buch.
00:48:24: Ich weiß nicht, ob du das kennst oder ob ihr das kennst.
00:48:25: Das heißt Wolfs Zeit.
00:48:29: Der Name sagt Wolfs
00:48:29: Zeit.
00:48:29: Und da geht es um die Zeiten Nachkriegsende.
00:48:32: Also im Grunde genommen zwischen forty-fünfzig und fifty-fünfzig.
00:48:36: Und da ist mir auch noch so mal was.
00:48:37: Ich finde, es ist ein Buch, das man in kleinen Portionen lesen sollte, weil es ganz schön heftig ist.
00:48:43: Und da war aber so viel drin, was ich a. nicht wusste und b. mir überhaupt nicht bewusst war, dass natürlich nur, weil der achte Mai-Fürmundvierzig das Kriegsende bedeutet hat, hieß es ja noch lange nicht, dass das ganze kranke Gedankentum der Nazi-Ideologie von heute auf morgen plötzlich pufte, sondern das hat sich natürlich weitergetragen, was mit den Frauen passiert ist hier in diesem Land, also mit unseren Großmüttern und Müttern, die in großem Stil vergewaltigt und missbraucht wurden von Soldaten aus allen Nationen, die hier im Land waren und von den eigenen Männern.
00:49:20: Also es war eine absolut bestialische Zeit und das wünscht ich mir mal, hätten wir auch mal in der Schule beleuchtet und nicht nur was in der Weimarer Republik passiert ist.
00:49:30: Es ist ja psychologisch.
00:49:31: Ja,
00:49:35: da hat man nicht drüber geredet.
00:49:37: Also was Krieg in alle Richtungen heißt.
00:49:46: Und die erkennt es, wenn du Traumotherapeut bist, dass Vergewaltigung auch eine Kriegkollektivvergewaltigung eine Kriegswaffe ist.
00:49:53: Also die, die jede kriegstreibende Nation in irgendeiner Weise eingesetzt hat.
00:50:01: Und mit dieser Hassideologie, also ich habe ja, ich habe das Krasse ist, ich habe ja Patienten aus, eigentlich aus diesen beiden Ideologie-Teilen.
00:50:11: Ich behandle Leute aus der ehemaligen DDR und ich behandle Leute, die auch noch Ausläufer, also der Hassverbrechen des Zweiten Weltkriegs der Nazi-Ideologie waren.
00:50:23: Und es ist also frappierend, was das für eine Fernwirkung hat und was da auch für Kräueltaten begangen worden sind.
00:50:34: Das wird den Pod, das kann man hier nennen.
00:50:36: Nee, das ist eine Serie.
00:50:36: Das sind eigene Podcaste auch versucht.
00:50:39: Ja, also das ist... Aber dieser ganze Hass, diese Note, die Frauen, die jetzt in Altenheim liegen und die plötzlich Flashbacks kriegen, weil irgendwas hochkommt.
00:50:53: Die Männer, die irgendwann angeschlichen wurden, kommen in Therapie, verstört und verschämt.
00:50:59: Und dann haben wir diese ganzen Nachträge auch ohne Waldschule.
00:51:03: Wir haben auch so viele, auch über Ämter, da kommt ab und zu mal was durch.
00:51:08: Also auch die Verschickungskinder und so.
00:51:12: Wir haben so viele Bestialitäten.
00:51:14: die sich immer weiter aufladen.
00:51:16: und wo natürlich das Personal, wenn du Menschen hast, die im Krieg über vier Jahre planmäßig gemordet haben, die sind so innerlich zerstört, also da findest du für jede Folgehandlung weiter Personal.
00:51:31: Und das ist ja sicherlich auch was, was dir in den Aufstellungsarbeiten häufig begegnet, vermutlich die Transgeneration-Themen.
00:51:38: Immer weniger, weil es halt jetzt auch schon siebzig Jahre her ist, also wir sind dann schon auf was kommt.
00:51:43: durchaus auch noch so klassische Kriegsaufstellungen.
00:51:47: tatsächlich kommt immer wieder vor.
00:51:50: Jetzt habe ich mich überhaupt nicht in dieser Folge deiner Biografie gefüllt mit, die ja auch hochspannend ist, was du alles schon gemacht hast.
00:51:57: Wenn ich dich heute jetzt hier so erlebe und mir vorstelle, du hättest Rechtsanwalt werden sollen, was ursprünglich mal dein Berufsplan war, dann denk ich so, hä?
00:52:04: Wie geht
00:52:05: denn?
00:52:05: Wie geht
00:52:06: denn das?
00:52:07: Und du bist ja auch relativ weit gekommen, bis zum zweiten Staatsexam, oder wie weit hast du studiert?
00:52:12: Ich war ja schon pro Jahr.
00:52:13: Du warst Rechtsanwalt.
00:52:14: Und dann?
00:52:14: Ich bin immer noch Volljurist.
00:52:16: Und
00:52:16: dann?
00:52:17: Hast du dir gedacht?
00:52:18: Nee, ich geh jetzt mal in die Ursache.
00:52:21: Ich hab Jura studiert, weil ich immer schon so den Anspruch hatte, war auch eigentlich so ein Anspruch, ich wollte immer Familie haben.
00:52:31: Und da war mir auch klar, ich muss mit siebenundzwanzig irgendwie in der Lage sein, eine Familie zu ernähren.
00:52:36: Und da das Haus aus völlig indiskutabel war, dass ein männlicher Nachkomme der den Namen Ruhland trägt, kein Jurist wird, wie alle die vorher waren.
00:52:47: Hab ich natürlich auch Jura studiert, zumal mein Zwillingsbruder sich direkt ins Schauspielfach verabschiedet hat.
00:52:53: Also einer musste herhalten und dann hatte ich mit meinem Vater so ein unausgesprochene Deal.
00:52:58: Ich hab dann als Türsteher das Nachtleben die Halbwelt erkundet und das einzige, was von mir gefordert war, war, dass ich Jurist wäre.
00:53:06: Auf den Deal hab ich mich dann eingelassen, aber ich wusste eigentlich schon immer, dass ich Psychotherapeutin und Psychologe werden wollte.
00:53:12: Und hab dann, als ich dann im Assessorexamen, als ich im Referentariat war, bin ich noch über eine Beziehung gestolpert und auch wieder irgendwie so ein bisschen Borderline-Touch gehabt.
00:53:26: Und da hab ich gemerkt, ich merke einfach andere Sachen als Leute und ich muss hier nicht Jurist werden.
00:53:32: Und das hab ich dann aber auch einen hohen, eigenen Preis verfolgt.
00:53:36: Also ich hab die Anwaltsrobe wieder gegen die Türsteherbomberjacke eingetrauscht und hab dann nochmal ... Krasse acht Jahre eigentlich, neun Jahre, fast am Existenzminimum gelebt, um Psychotherapeut zu werden.
00:53:48: Also richtig nochmal psychisch
00:53:49: zu werden.
00:53:50: Also während alle schon die Häuser in Speckgürtel hatten, die Audis und die ersten Kinder gekriegt haben, habe ich nachts noch in der Kälte gestanden und irgendwelchen Leuten erzählt, was sie dürfen und was sie nicht dürfen.
00:54:03: Was auch manchmal etwas frustrierend war.
00:54:06: Mit drei Komma sechs pro Mill.
00:54:07: Mit
00:54:09: drei Komma sechs pro Mill.
00:54:11: Genau.
00:54:12: Und du arbeitest in deiner Praxis in Saarbrücken, arbeitest online auch?
00:54:18: In letzter Zeit mehr, also Coaching mache ich online.
00:54:20: Also wenn jetzt jemand mit konkreten Anliegen kommt und sagt, ich habe das und das Problem, wenn wir da mal draufgucken.
00:54:25: Also die Coaching-Session, wenn jemand so eine Kurzintervention will und das ist als Coaching mache ich Coaching auch online.
00:54:32: Traumatherapie oder so mache ich selten.
00:54:34: Online oder wenn in Hybrid, dass die Leute doch den größten Teil kommen, weil es einfach sonst... Also die Methoden halt einfach verloren gehen.
00:54:46: Also es ist schon ein anderes Geschäft, den jemand vor dir sitzt, du beobachtest die Mikrointeraktion.
00:54:52: Also alles ist ja irgendwie Therapie, wie jemand's Wartezimmer betritt, wie der mit dir in den Aufstellungsraum geht.
00:54:58: Das geht online schon viel verloren.
00:55:00: Aber Coaching mag ich sehr gerne online, wenn die Leute da, das klappt ganz gut.
00:55:08: Also, wie gesagt, ich bin eine große Bewunderin deiner Arbeit und ich finde es ein bisschen schade, dass du noch keinen eigenen Podcast machst.
00:55:16: Und vielleicht arbeitet das ja schon in dir.
00:55:19: Kannst du es dir vorstellen?
00:55:21: Ja, ich hatte immer schon über Liebe Podcast zu machen, aber da ich auch noch so ein bisschen in der Patientin versorgen bin, in der Woche sechzehntig Stunden arbeite und noch zwei kleine Mädels habe, um die ich mich kümmern muss, ist das auch immer so ein Podcast, immer so ein Projekt?
00:55:38: wo ich gerne eigentlich vorbeikomme.
00:55:43: Aber also all die Ideen, die ich im Kopf habe, wenn ich die umsetzen würde, bräuchte ich an einem Tag, drei Tage.
00:55:48: Also ich lerne gerade tatsächlich aus, selbst für Sorge, mich zu bescheiden.
00:55:53: Also ich nehme gerade einen Gang raus, einfach auch.
00:55:58: ist gerade so.
00:55:59: Aber an die Themen Podcast finde ich auch, finde ich auch, also immer, ich mache es auch gerne, also ich bin immer so gerne Gast in Podcast, ich erhalte mich immer, ich finde das immer sauschön.
00:56:08: Das sind immer total spannende Momente, jetzt wie hier auch so gerade.
00:56:13: Aber im Moment fehlt mir wirklich einzig unterlernen die Zeit.
00:56:16: Ja,
00:56:16: ist auch klar.
00:56:18: für alle Menschen, die uns jetzt in diesem Moment zuhören und sich vielleicht mit Trauma noch nicht in der Tiefe beschäftigt haben.
00:56:25: Du hast völlig recht, also dadurch, dass ich mein Leben so nicht, nicht, aber doch wirklich viel um das Thema Trauma nach wie vor dreht.
00:56:34: Und ich finde, es gibt auch immer noch was zu lernen.
00:56:39: Auch in mein System sickert es immer wieder eine Schicht tiefer ein, sodass ich auch den Menschen, mit denen ich arbeite, nochmal irgendwie einen Satz mitgeben kann, der irgendwie es noch mehr auf den Punkt bringt, der sie irgendwie in der Mitte ihres Herzens erreicht.
00:56:52: Also nicht nur hier, sondern tatsächlich auch hier.
00:56:55: Und ich lieb das auch, mich weiterhin damit zu beschäftigen und mich da einzugraben.
00:57:01: Für
00:57:01: alle, die aber noch sofort totalen Brachland stehen und so völlig blank sind.
00:57:07: Wo kann man ansetzen?
00:57:10: Ich frag dich jetzt bewusst nicht nach drei Tipps, aber wo kann ich ansetzen, wenn ich mich wirklich überhaupt noch nie damit beschäftigt habe?
00:57:17: Also es geht ja am Anfang beschäftigt man sich ja nicht mit Trauma, dass das labelt, dass man irgendwann bekommt.
00:57:23: Ich bin auch manchmal, also ob jetzt jemand weiß, in der biografische Wunder hat, die Trauma schwer sind und aber jetzt nicht im klassisch-definitorischen, subsemiten Sinn ein Trauma ist, dass es mir hinlänglich wurscht.
00:57:39: Also ich glaube, man sollte damit anfangen, wenn man irgendwie Leid hat natürlich, wenn du eine depressive Verstimmung hast, eine Angststörung, ein anbeginnendes Suchtproblem, wenn die zwanzigste Beziehung gescheitert ist, in Teamleben unerfüllt ist und es ist wirklich was, was sich wiederholt, dann sollte man anfangen in seine eigene Biografie zu gucken.
00:58:02: Wir haben zurzeit, und das muss ich immer wieder kritisch sagen, ich muss mir da an die eigene Nase fassen und auch durch die Zum Teil glücklich, aber auch zum größten Teil, unselige Verhaltenstherapie, eine enorme Verflachung, was Biografiearbeit betrifft.
00:58:18: Und wenn man merkt, dass man irgendwie belastet ist, dann sollte man anfangen, seiner Biografie auf den Grund zu gehen.
00:58:25: Und sich fragen, wer bin ich wirklich und woher komme ich wirklich.
00:58:28: Das ist immer die Frage, weil dort findet man.
00:58:31: Und wenn man dann merkt, ich bin wirklich depressiv, das ist natürlich klassisch.
00:58:35: Als Psychotherapeutin kann ich der Gang zum Psychotherapeutin oder zum Hausarzt, um irgendwie ans Behandlungssystem angebunden zu werden.
00:58:44: Aber muss ich eins immer klar machen, dass die allermeisten, fünfneinzig Prozent der psychischen Erkrankungen Produkte von schlecht laufenden Biografien sind.
00:58:55: Ja.
00:58:55: Und dieses Heilsversprechend, was die Verhaltenstherapie ehemalig gepriesen hat, sie sind die Black Box, wir müssen gar nicht hingucken und ihr Verhalten ändern, ist halt einfach Bullshit.
00:59:06: Also, totaler Quatsch.
00:59:07: Hör
00:59:07: ich leider auch immer noch, auch von Klienten von mir.
00:59:09: Ja, totaler Quatsch.
00:59:10: Kann mir auch jemand aufs Dach steigen?
00:59:12: Totaler Quatsch.
00:59:13: Ja,
00:59:13: dich mit.
00:59:14: Totaler Quatsch.
00:59:16: Und wir leben auch in einem Zeitalter der Verflachung und man muss halt tief hingucken, tief bohren.
00:59:22: Man lernt ungeheuer viel, das habe ich eben auch noch gesagt, das will ich auch sagen.
00:59:25: Weißt du, man merkt einfach auch bei uns das Gespräch.
00:59:27: Das float auch einfach so, das ist einfach so angenehm, wenn wir irgendwo einsteigen.
00:59:35: Weil das ist ja ein Kondensat von dem, was wir beide durchgemacht und bearbeitet haben.
00:59:39: Ohne uns zu kennen.
00:59:40: Das funktioniert immer.
00:59:42: Man versteht sich.
00:59:44: Absolut.
00:59:45: Und das ist das Produkt, was bei rauskommt, wenn man sich auf den Weg macht.
00:59:48: Also die Leute sollen sich auf den Weg machen.
00:59:51: Wenn ihr leidet, guckt hin, wo ihr herkommt, wo ihr hingeht, was ihr wollt und was das mit eurer Biografie zu tun hat.
00:59:57: Da gibt es wunderbare Tools wie Aufstellungsarbeit, Leute, die was wissen und mit denen fängt man dann an.
01:00:04: Hell yeah!
01:00:06: Ne, so ist es.
01:00:07: Meine letzte Frage ist ein bisschen konfrontativ, deswegen kündige ich das an.
01:00:13: Wie werde ich sie los, die Scham und die Schuld?
01:00:16: Oder geht es gar nicht darum, sie loszuwerden, sondern eher zu lernen mit ihnen zu leben?
01:00:21: Also ich bin ja... Also
01:00:22: du wirst ja nichts schuldes, weiß ich ja, aber jetzt alle anderen.
01:00:25: Doch, doch, doch, ich bin alt.
01:00:27: Ah, du, ich kann dich an der Bücherweise schreiben an Dingen, wo ich schuld bin, wo ich mich heute noch in Grund- und Bodenschäme, wo ich Frauen um Verzeihung bitten muss, meine Kinder um Verzeihung bitten muss.
01:00:38: Also, glaub nicht, dass ich nicht schuld bin.
01:00:42: Also, ich bin nicht kein Engel.
01:00:44: Ich habe schon viel Schrott gemacht und wo ich in ruhigen Minuten denke,
01:00:47: au.
01:00:49: Also nochmal.
01:00:51: Nur Schuld an dem Mist der anderen bin ich halt nun mal nicht.
01:00:55: Also ich will weder das Schuld noch Schamgefühl loswerden, weil das ja auch wichtige Funktionen sind.
01:01:02: erstmal.
01:01:03: Ein Schuldgefühl ist gesellschaftsstiftend und ein Schamgefühl ist gesellschaftsstiftend.
01:01:08: Wenn wir beides nicht hätten, hätten wir Anarchie.
01:01:12: Oder wären ein Soziopath.
01:01:16: Also wenn ich jetzt mit dir in einer Beziehung bin und ich verhalte mich unflädig und setze dir die ganze Zeit zu und irgendwann realisiere ich das, dann sollte ich mich auch eine Zeit lang schuldig fühlen, nicht für ewig und ich sollte in aller Gebühr um Verzeihung bitten, aber dann sollte es auch gut sein.
01:01:31: Und auch Schämen.
01:01:33: Also Schämen ist auch gut und verhindert Schlimmeres.
01:01:38: Aber die Scham ist ja oft eine ganz exzessive Scham.
01:01:42: Also, das erlebe ich ja auch bei jungen Menschen, die meistens in der Blüte ihrer Schönheit vor mir sitzen und mir erzählen, wie schambarhaft sie sind und denken, ach Gott.
01:01:52: Also, es geht gar nicht darum, die Dinge loszuwerden, sondern den Exzess, den wir damit betreiben, loszuwerden.
01:02:00: Also, wenn jemand sagt, ich habe kein Schamgefühl, dann wird es pathologisch.
01:02:02: Also, das sind die frontalgehenden, geschädigten Patienten.
01:02:07: die irgendwie völlig enthemmt irgendwo in einer Neurostation sitzen.
01:02:10: Das wollen wir nicht, aber es geht darum, diesen Exzess, diesen Maltrettierungsexzess loszuwerden.
01:02:18: Diagnose-Pick-Demenz oder irgendwie sowas.
01:02:21: Ja, genau.
01:02:22: Lieber Philipp, das war großartig.
01:02:24: Ich könnte mich bis heute Abend zwanzig Uhr mit dir unterhalten.
01:02:27: Ich hoffe, es war nicht unser letzter Austausch und freue mich total.
01:02:31: Ganz, ganz herzlichen Dank.
01:02:33: Alle
01:02:34: Links zu dir, zu deinem Instagram-Account, zu deiner Internetseite, zu deinem wunderbaren Buch findet ihr wie immer in den Show Notes unter dieser Folge.
01:02:41: Und ich schicke ganz herzliche Grüße nach Saarbrücken.
01:02:44: Ich grüße zurück.
01:02:54: Tschüss.