Get happy

Get happy

Bewusster leben. Zufriedener sein.

Transkript

Zurück zur Episode

00:00:03: Und

00:00:25: ich sage Hallo ihr Lieben.

00:00:26: Schön, dass ihr auch an diesem Freitag wieder mit dabei seid.

00:00:30: Es ist der letzte Freitag im Monat Oktober.

00:00:33: Es ist Halloween.

00:00:35: Und ich hoffe, dass ihr am Wochenende ordentlich in Kürbissuppe badet und ansonsten die dunkle Jahreszeit genießt.

00:00:43: Bevor wir in diese Folge starten, möchte ich von Herzen Danke sagen.

00:00:48: Ich bin jetzt praktisch nach der Sommerpause seit genau einem Monat wieder da.

00:00:53: Und dank eurer kleinen Monetären und auch größeren Monetärenunterstützung habt ihr Get Happy im Monat Oktober fast komplett refinanziert.

00:01:04: Und das ist wirklich der absolute Knaller und übersteigt meine Erwartungen und erfüllt mein Herz mit Demut und Freude.

00:01:12: Ich danke euch wirklich von Tiestem Herzen.

00:01:15: Wenn ihr mich weiterhin unterstützen möchtet, ihr findet alle Links wie immer.

00:01:19: in den Show-Notes.

00:01:21: Ich freue mich ganz besonders auf das Gespräch mit meinem heutigen Gast.

00:01:24: Ich habe mal überlegt, er ist eigentlich streng genommen schon das vierte Mal zu Gast bei Get Happy.

00:01:30: Zweimal waren wir schon im Gespräch zusammen und einmal gab es einen Live-Mitschnitt von einer gemeinsamen Lesung, die wir im Literaturhaus in München gemacht haben.

00:01:40: Ich glaube,

00:01:41: hätte man ihm vor zwei Jahren gesagt, dass er, das meist verkaufte Buch des Jahres schreiben wird, hätte er laut gelacht und hätte gesagt, ihm leben nicht.

00:01:52: Seit gestern nun ist sein neuestes Buch im Handel erschienen und ... Wenn ich ganz ehrlich sein darf, finde ich, dass dieses zweite Werk noch mal viel, viel mehr tiefer hat als das erste.

00:02:05: Ich habe mehrfach geweint beim Lesen und ich hoffe, auch ihr könnt von dieser tiefen Berührung in dieser Folge was einfangen, ist eine wunder, wunder, wunderbare Lektüre für kalte, aber natürlich auch für warme Monate.

00:02:19: Ich sage herzlich willkommen, lieber Stefan Schäfer.

00:02:22: Hallo, Kati, danke, dass ich wieder da sein darf.

00:02:25: Da sind wir wieder.

00:02:27: Da sind wir wieder.

00:02:29: Wie geht's dir?

00:02:31: Du, mir geht's gut.

00:02:32: Jetzt bin ich zum vierten Mal bei dir.

00:02:34: Das ist schön.

00:02:36: Wir haben darüber gesprochen.

00:02:38: Wir haben uns wiedergefunden im Leben.

00:02:39: Wir sind ja ganz alte Schulfreunde.

00:02:44: Wir hätte gedacht, dass wir uns doch mal begegnen im Leben.

00:02:47: Jetzt sind wir hier, heute Morgen an diesem Freitag.

00:02:50: Wir haben zusammen Abitur gemacht.

00:02:53: Ich hab mich gefreut auf das Gespräch mit dir.

00:02:55: Ich habe das ja in der Ammoderation einfach so behauptet, hätte man dir das gesagt vor zwei Jahren, dass du das erfolgreichste Buch, Buch zwanzig vierundzwanzig schreiben würdest, was ja, wie hättest du reagiert?

00:03:07: Ach du, natürlich hätte ich, hätte ich gesagt, damit recht, also man steht ja nicht morgens auf und schreibt ein Bestseller.

00:03:15: und zweitens, es gibt ja diesen schönen Satz, es gibt drei Gründe, warum ein Buch ein Bestseller kennt.

00:03:22: Es gibt drei Gründe, warum ein Buch ein Bestseller wird.

00:03:24: Und niemand kennt sie.

00:03:28: Ich fühl mich so beschenkt, dass dieses Buch so viel Leserin und Leser gefunden hat.

00:03:33: Damit kann man nicht rechnen.

00:03:34: Dann kommt es wie ein Wunder über sein Leben.

00:03:36: Und bis heute kann ich es manchmal gar nicht glauben, was passiert ist mit dem letzten Sommer.

00:03:41: Aber jetzt ist es so und es ist schön, dass es so geworden ist.

00:03:46: Es ist auf jeden Fall eine wunderbare Brücke zu deinem Buch, das gestern im Handel erschienen ist, mit dem herrlichen Titel, jetzt gerade ist alles gut.

00:03:54: Und jetzt mag es Menschen geben, die bei diesem Titel den Gedanken haben, was soll denn in der Zeit, in der wir gerade leben, jetzt gerade alles gut sein?

00:04:03: Da werden wir ein bisschen näher eintauchen in der kommenden Stunde, vielleicht mal zum Landen.

00:04:11: Die Basis für dieses Buch ist wieder eine autobiografische Romanerzählung.

00:04:18: Und die Basis für dieses Buch ist ein kleiner Schnitt in den Finger, der große, große Auswirkungen hatte.

00:04:25: Möchtest du vielleicht von diesem Ereignis erst mal zu Beginn erzählen, was du teilen magst?

00:04:31: Ja, klar.

00:04:33: Also, den Buch ... Es ist, wie du gesagt hast, es bleibt und ist ein Roman.

00:04:37: Und trotzdem ist natürlich viel von dem, was dort beschrieben ist, ist mir persönlich sozusagen passiert.

00:04:42: Das ist beim fünfundzwanzigletzten Sommer ja ganz ähnlich.

00:04:46: Ich glaube, man kann sowieso nur über das schreiben, was man selbst erlebt und gefühlt hat.

00:04:49: Und als ich fünfundzwanzigletzte Sommer geschrieben habe, also damals bin ich erkrankt und folgendes ist passiert.

00:04:58: Ich kann es kurz erzählen.

00:04:59: Ich hatte so einen kleinen Schnitt am Finger.

00:05:02: Das hat man vom Kochen, das hat man eine kleine Blase, wenn man sich am Ofen verbrennt.

00:05:07: Also wirklich, das hat bestimmt jeder, der gerade auf seine Finger guckt und der regelmäßig kocht oder so, der wird eine kleine Wunder entdecken.

00:05:13: Und bei mir war es so, dass ich gerade auf dem Weg in die Ferien war.

00:05:18: Verrückt, also ich packte das Auto die ersten Sommerferien sechs Wochen seit Interrail mit.

00:05:25: Also wieder sechs Wochen Ferien vor mir.

00:05:28: Ich pack das Auto und ehrlich gesagt, ich hoffe, ich wirke heute morgen fit.

00:05:31: Ich war genauso fit, wie ich heute morgen bin.

00:05:35: Und ich stehe am Fahrstuhl und von jetzt auf gleich bekomme ich das Gefühl, ich bin jetzt heiß, fieberig, ich bekomme Schüttelfrost.

00:05:43: Und das ging alles ganz schnell und mein Finger fängt so an zu pochen.

00:05:47: Es ist so eine kleine Blase, habe ich gesehen, hat sich gebildet an der Stelle, wo der Schnitt war.

00:05:51: Und dann mache ich es kurz.

00:05:54: Das Fieber ging hoch, der Schüttelfrost kam, der Finger lief blau an erst, später schwarz und ich bin an einer nekrotisierenden Fasciitis erkrankt.

00:06:06: Das heißt, in diese Wunde haben sich Streptokokken gesetzt.

00:06:11: Und dann geht das relativ schnell, dass der Finger wie abstirbt.

00:06:14: Die Schmerzen sind höllisch.

00:06:17: Ich möchte das niemandem sagen, also, das ist höllisch.

00:06:18: Ich hab versucht, mit Ibuprofen zu bekämpfen.

00:06:21: Am Anfang, wenn man so denkt, meine Güte, komm, das kriegst du weg.

00:06:23: Das kann doch nicht sein, der Fingerpoch.

00:06:25: Dann haben Freunde gesagt, man schnimmt Antibiotikum.

00:06:27: Und so hab ich gesagt, meine Güte, warum soll ich jetzt Antibiotikum nehmen?

00:06:30: Ich hab doch nur ein Finger, der entzündet ist.

00:06:33: Ja, dann bin ich ... weniger ... Stunden später im Krankenhaus gelandert, weil ich es vor Schmerz nicht mehr wusste, bin notoperiert worden und habe diese Krankheit sozusagen überlebt, weil diese Krankheit ist, geht in über fünfzig Prozent der Fälle tödlich aus, weil man hinterher eine Sepsis kriegen kann von dieser Entzündung.

00:06:52: und eigentlich handelt es sich nur um Stunden, wo die entscheidende Phase ist.

00:06:58: wie es einem danach geht.

00:06:59: Und das ist mir passiert von heute auf morgen.

00:07:04: Niemand braucht davor Angst haben, weil die Chance, dass man das kriegt, ist ungefähr bei null.

00:07:09: Ich hab's gekriegt.

00:07:10: Wollte ich gerade sagen, und doch hat's dich ereilt.

00:07:14: Und zwar tatsächlich bis zu dem sagenumwobenen Strich, der bei einer Selbst- bis bei einer Blutvergiftung sich auf den Weg zum Herzen macht, der auch bei dir schon entdeckt wurde.

00:07:24: Also, das war eine richtig knappe Kiste.

00:07:28: Ja, das war eine knappe Kiste, muss ich sagen.

00:07:30: Als ich ins Krankenhaus eingeliefert wurde und hatte diese starke Schmerzen, erst später hat der Arzt mir erklärt, wie schwer ich erkrankt war.

00:07:38: In dem Moment hatte ich einen entzündeten Finger.

00:07:40: Ich wusste, die machen jetzt einen OP mit mir.

00:07:42: Die haben gesagt, sie nehmen die Entzündung sofort raus, die geben mir dann ein großes Antibiotikum.

00:07:46: Ich muss im Krankenhaus bleiben, ich muss an den Tropfen.

00:07:50: Ehrlich gesagt, ich hab gedacht, das machen wir jetzt alles, und dann kriegen wir das wieder hin, dass was alles sich nur um Stunden handelt und dass man nicht zu spät ins Krankenhaus gehen darf.

00:07:59: Dass ich so dankbar war, dass ich so einen Krankenhaus in meiner Nähe hatte, wär ich irgendwo anders auf der Welt gewesen.

00:08:05: Wer weiß, wie's mit mir ausgegangen wäre, war halt über fünfzig Prozent versterben an dieser Krankheit in ein paar Stunden.

00:08:12: Und ja, ich hab's nicht gewusst in dem Moment, wie dramatisch das war.

00:08:16: für mich und um mich und ich finde es im Nachhinein noch besser, dass ich es nicht wusste, weil wenn ich gewusst hätte, wenn das Antibiotikum nicht anspringt, wenn die OP nicht vernünftig verläuft, ich bin so froh, dass ich es in dem Moment nicht gewusst habe.

00:08:30: Ich fang deswegen mit dieser Diagnose an, weil du in dem Buch am Ende ... Und ich unterstelle dir mal, dass es dir ein persönliches Anliegen.

00:08:40: Darauf aufmerksam hast, dass wir sensibel sein dürfen für solche kleinen Tücken des Alltags.

00:08:46: Und ich hab mich da drin wiedergefunden.

00:08:48: Wir haben da noch nicht drüber gesprochen.

00:08:49: Ich weiß auch gar nicht, ob ich das hier schon mal erzählt hab.

00:08:58: Die erste Frage im Krankenhaus, der Ärztin war, hat sie eine Katze gebissen.

00:09:04: Das war die erste Frage.

00:09:06: Boah, krieg ich deine Gänsehaut.

00:09:08: Ja, vielleicht, du, allein dass wir darüber jetzt an dieser Stelle sprechen, kann Menschenleben retten, ohne es zu dramatisieren.

00:09:16: Weil was ich nicht wusste war, und das ist auch so verrückt, weil ich Google jeden Scheiß, nur das hab ich nicht gegoogelt.

00:09:23: Erzähl mal.

00:09:24: Und die Katze hat mich gebissen, die ist kollidiert mit meinem Hund bei uns im Treppenhaus.

00:09:29: Und die hat mich gebissen in Gelenknähe.

00:09:32: Am Mittelgelenk des Mittelfingers, der, ich glaube, linken Hand.

00:09:38: Ich kann mich gar nicht mehr erinnern.

00:09:41: Und das war erst total unspektakulär.

00:09:45: Ich hab dann da Octenisept draufgesprüht zur Desinfektion und so.

00:09:50: Und dann bin ich abends relativ früh ins Bett gegangen und merke, die Hand wird warm.

00:09:54: Und dann bin ich um Mitternacht aufgewacht.

00:09:56: Und dann war die Hand richtig heiß und richtig rot und dick.

00:09:59: Und da dachte ich, das sieht überhaupt nicht gut aus.

00:10:02: Und dann hab ich Katzen bis gegugelt.

00:10:05: Und dann spuckt Google sofort aus auf der Stelle ins Krankenhaus.

00:10:08: Und dann bin ich auch nachts in die Notaufnahme Schwabinger Krankenhaus gefahren.

00:10:12: Und die wollten mir dann gleich eine Antibiotikum-Infusion geben.

00:10:16: Das war aber zur Corona-Zeit.

00:10:18: Ich wollte da nicht im Krankenhaus bleiben.

00:10:19: Ich hab das dann mitbekommen nach Hause.

00:10:23: Ich war elf Tage krankgeschrieben, hatte elf Tagen Gips.

00:10:28: Und weiß erst mal seitdem, weil dann erfährste natürlich ganz viele Geschichten von Tierärzten, die auch Finger verlieren oder Hände verlieren.

00:10:35: Wie giftig ein Katzenbiss sein kann und eben, wie du sagst, auch zu einer Sepsis führen.

00:10:40: Und das hast du ja im Alter überhaupt nicht auf dem Schirm.

00:10:42: Es wird ja bei dir nicht anders gewesen sein.

00:10:44: Das war die erste Frage im Krankenhaus.

00:10:46: Also Katzenbiss ist, glaube ich, wie du geschildert hast, wirklich gefährlich.

00:10:50: Das Zweite war, ob ich Brombeeren geflückt hätte oder so, weil man manchmal so eine, ne, in den Sträuchern sozusagen eine kleine ... kleine Stichheit oder so.

00:10:59: Und genau wie du.

00:10:59: Ich meine, man geht dann, ehrlich gesagt, ich bin auch wieder willig ins Krankenhaus gegangen.

00:11:04: Weil ich eigentlich auch keine Lust hatte.

00:11:05: Man denkt so auch, man nervt die doch mit seinen Problemen.

00:11:07: Jetzt hat man halt einen entzündeten Finger.

00:11:09: Im Nachhinein muss ich auch echt sagen, wie verrückt.

00:11:11: Mein Körper hatte hohes Fieber, Schüttelfrost.

00:11:14: Der Finger war schwarz oder blau.

00:11:16: Der sah aus wie so vor einem Tier angefallen.

00:11:18: Und ich hab trotzdem Ibo genommen.

00:11:20: Also statt auf den Finger zu hören und zu denken, der sehen mir echte Warnsignale.

00:11:24: Mein ganzer Körper sagt, äh ... Es passiert hier gerade was, nämlich Ebo, und denke, ich drück das mal weg, ich kriege das weg, ich fahre ein Urlaub, leg mich vielleicht mal eine kurze Runde ins Bett, ja, dass man überhaupt nicht darauf hört, was der Körper einem zeigt, ist schon erstaunlich.

00:11:39: Und jetzt danach wusste ich erst, ich kannte das Wort Sepsis nicht.

00:11:44: Ich kannte es nicht.

00:11:45: Ich hab's noch nie gehört.

00:11:46: Ich kannte die Erkrankung gar nicht.

00:11:48: Und das ist die drithäufigste Tode, so Sachen in Deutschland nach.

00:11:51: Krebs- und Herzkreislauf.

00:11:55: Einen Sepsis, und ich kannte den Begriff überhaupt nicht.

00:11:58: Wahnsinn.

00:11:59: Und kann man

00:11:59: nachvollziehen, wahrscheinlich nicht, ob da Streptokokken sind in die Wunde gekommen, hattest du Hühnchen gemacht?

00:12:06: Oder kann man irgendwie noch zurückverfolgen, was der wird oder die Quelle?

00:12:12: Nee, nee, weiß man nicht.

00:12:14: Ich war da vorabends beim Geburtstag meiner Frau.

00:12:18: Da waren mehrere Leute krank und hatten Halsschmerzen.

00:12:21: Also, vielleicht war es wirklich eine ganz normale ... Also, niemand wird rausfinden, wo es hergekommen ist.

00:12:26: Ich kann es auch nur jedem dann sagen, wenn man eine Entzündung hat, irgendwo ... Ich hab sie dann im Krankenhaus gesehen.

00:12:32: Da lagen Menschen neben mir, die hatten einen Mückenstich in Entzündeten.

00:12:36: Also irre, was mit denen passiert ist.

00:12:38: Ja, ich finde, man muss jetzt keine Angst verbreiten, die Wahrscheinlichkeit, dass man beim Kochen sich, also das ist ja wirklich gering, wenn es sich entzündet, wie bei dir und bei mir, sollte man halt ins Krankenhaus gehen und zwar sofort, weil es einfach besser ist, da Acht zu geben.

00:12:51: Übrigens.

00:12:52: Danach, ein halbes Jahr später, war in Hamburg hier überall eine riesengroße Sepsiskampagne, Schüttelfrostfieber, sofort zum Arzt, ja.

00:13:02: Ich dachte, wie zufällig die ganze Stadt plakatiert damit, weil es einfach gefährlich ist.

00:13:07: Meistens liegt es daran, dass man es nicht erkennt, zu spät erkennt und die Warnzeichen nicht interpretieren kann.

00:13:15: Das Gute an deiner Geschichte ist, sie hat ein Happy End.

00:13:18: Du hast den Finger behalten.

00:13:19: Der war aber richtig lange in Verband und ist auch lange behandelt worden.

00:13:24: Fast ein Jahr.

00:13:25: Ja, sechs Monate, sozusagen alle zwei Tage ins Krankenhaus, Verbandswechsel.

00:13:29: Der Finger war immer entzündet, das war nicht gut.

00:13:31: Dann wollten sie mir zwischendurch erst die Hand amputieren, dann wollten sie mir den Finger amputieren.

00:13:37: Also, das hatte ich in diesen sechs Monaten.

00:13:40: Da war ich ja froh, dass ich es alles hinter mich gebracht habe.

00:13:42: Eine Amputation muss man sagen.

00:13:44: Also, ich fand es gar nicht drüber nachzudenken.

00:13:49: Ich bin froh, dass der Finger ... bei mir geblieben ist.

00:13:52: Ich auch.

00:13:52: Ich freue mich auch für dich und für deinen Finger.

00:13:55: Und das Idee im Grunde genommen ist doch Wahnsinn, wie vielschichtig das Leben ist, dass so eine schmerzvolle und bedrohliche Geschichte jetzt ein so ressourcenreiches, mutgebendes, schönes Outcome hat.

00:14:12: Ich habe dein Buch gelesen, ich habe dir währenddessen immer mal wieder eine SMS geschrieben, habe schon dreimal geweint, habe schon viermal geweint.

00:14:19: Und ich muss sagen, ich hab's an einem Wochenende gelesen, da danke ich dir sehr, dass du nicht kein Follett bist und ich keinen tausend Seiten Schmöker an einem Wochenende schaffen musste.

00:14:30: Und ich darf das sagen, ich bin ein großer Fan von Ferdinand von Skirach und ich hab dir danach geschrieben, ich finde, du schreibst, wie Skirach nur mit Wohl fühlen.

00:14:44: Weil die Geschichten, die Geschichten von Skirach, die sind natürlich jetzt nicht gerade wie eine warme Wolldecke.

00:14:51: Das ist bei jetzt gerade ist alles gut, ein bisschen anders.

00:14:57: Für alle, die das Buch noch nicht gelesen haben und vielleicht jetzt am Wochenende losziehen, um es sich in ihren Bücher regalen zu sichern, was ist die Geschichte deines Buches?

00:15:07: Ja, also der Erzähler, der erkrankt genau, wie es mir passiert ist, wie es gerade geschildert hat.

00:15:14: Und das ist sozusagen das Vorwort.

00:15:17: sozusagen, es passiert halt dem Erzähler etwas.

00:15:21: von dem, mit dem er nie gerechnet hat, dass es ihm passiert.

00:15:25: Und dann kommt er aus dem Krankenhaus und hat noch mal ein Gespräch mit der Krankenschwester, die ihn damals behandelt hat.

00:15:32: Die trifft er in einem Buchladen.

00:15:35: Und ganz zufällig.

00:15:36: Und die kommen noch mal so ins Gespräch.

00:15:40: Und die Krankenschwester fragt ihn sozusagen ja auch, was hat das eigentlich mit dir gemacht, diese Erkrankung?

00:15:46: Und er sagt, weiß gar nicht so richtig, ob's was mit mir gemacht hat und wie es so ist.

00:15:51: Und sie erzählt sozusagen, wie viele Menschen sie begleitet hat im Krankenhaus und wie viele Leute sie sieht, die sozusagen im falschen Leben stecken oder auf das hier und jetzt und auf die Momente ihres Lebens nicht genug Aufmerksamkeit schenken.

00:16:07: Und dass man, wenn man gesund ist, doch so dankbar sein sollte darüber, was man tagtäglich erleben darf.

00:16:13: Und dann geht dieser Erzähler auf und er wird zum Sammler der schönen Momente.

00:16:18: Er wird zum Momente-Sammler und er sucht in den kleinen Augenblicken des Alltags, die er früher vielleicht immer übersehen hat, sucht er die Geschichten und die Momente, kleine Momente des großen Glücks.

00:16:30: Und deswegen geht er los und er sammelt diese Geschichten und er erzählt in diesem Buch diese Geschichte über Heimat und Freundschaft und Liebe und Familie.

00:16:41: Und all das, was er erlebt, was er vielleicht früher nicht so gesehen hat oder sogar übersehen hat.

00:16:49: Ich finde, dass das so mutspendend ist in der Zeit, in der wir leben, in der es manchmal wirklich schwer fällt, die guten Momente des Lebens zu sehen mit Kriegen und Klimawandel und allem Wahnsinn, der in der Welt gerade los ist.

00:17:10: Sind wir Menschen eingeladen, wieder viel mehr den Augenmerk darauf zu legen, was gerade alles gut ist?

00:17:20: Ja, also ... Ich muss eins sagen, ich mag das Leben sehr, und ich liebe das Leben sehr.

00:17:29: Und natürlich ist dumm rum wahnsinnig viel was passiert.

00:17:32: Aber ehrlich gesagt, hab ich für mich immer mehr begriffen.

00:17:35: Also das große Ganze, ja, ich kann das ja nicht verändern.

00:17:38: Also ich kann Kriege nicht stoppen.

00:17:41: Ich kann so viele, da habe ich überhaupt keinen Einfluss drauf.

00:17:44: Ich erfahre es genau, wie du es tust.

00:17:46: und natürlich verunsichert mich, meine Kinder, meine Familie, meine Freunde.

00:17:50: Also wen verunsichert diese Welt gerade nicht.

00:17:53: Und trotzdem habe ich ja einen ganz kleinen Radius von Entscheidungen, die ich treffen kann.

00:17:57: Und ich glaube, diese Entscheidungen, die man selber treffen kann, die sind viel weniger, die sind viel kleiner, als man manchmal denkt, dass man es tun könnte.

00:18:05: Und deswegen glaube ich eins.

00:18:07: Wenn ich morgens aufwache und einen Tag habe mit meiner Familie, meinen Freunden, meinen Eltern, dann muss ich sagen, dann kann ich ja das sehen, was ich habe, worauf ich Einfluss habe.

00:18:17: Und da ist wirklich ganz viel Schönheit und ganz viel Tolles.

00:18:21: Und warum soll ich mir das durchs große Drumherum kaputt machen lassen?

00:18:24: Es wird die Welt dadurch nicht besser machen, dass ich traurig aufstehe und sorgenvoll bin.

00:18:29: Aber ich glaube, in meinem kleinen Radius, in dem ich lebe, da kann ich doch was Positives beitragen.

00:18:35: Ich kann schöne Dinge sehen, ich kann selber auf andere Menschen einwirken und denen was Positives geben.

00:18:41: Ich kann freundlich sein, ich kann höflich sein, ich kann Momente genießen.

00:18:44: Und ich habe mich entschieden, dass ich vielleicht diesen kleinen Weg gehe, in meinem direkten Umfeld, in meinem direkten Leben.

00:18:51: Da versuche ich irgendwie, ein positiver, fröhlicher Mensch zu sein, weil ich glaube, ich sehe das, das wirkt auch heute auf andere, die vielleicht das nicht jeden Tag schaffen, eine gute Stimmung zu bekommen.

00:19:02: Ja, das ist mein Weg.

00:19:03: Und ich mag warme Bücher schreiben.

00:19:07: Also, ich vielleicht kann ich auch nur warme Bücher schreiben, weil bei mir ist das Glas im Leben eigentlich immer halb voll.

00:19:13: Natürlich kann es auch halb leer sein.

00:19:14: Ich verstehe, dass das bei manchen Menschen wild halb leer ist, aber es macht das nicht besser drum herum und für einen selber ja auch nicht.

00:19:19: Deswegen versuche ich, warme, schöne Bücher zu schreiben, die Menschen genau wie dir vielleicht an einem Wochenende das Gefühl geben, es gibt so viel Schönheit auf dieser Welt.

00:19:28: Und vielleicht ist das meine Aufgabe.

00:19:31: Was mich an deiner Art zu schreiben, jedes Mal total fasziniert und auch richtig in den Arm nimmt, ist mit was für einer Hingabe und Liebe, du über Essen schreibst.

00:19:41: Das ist Wahnsinn.

00:19:42: Und dann denke ich immer, wieso war ich nicht schon längst bei dir zu Hause eingeladen?

00:19:46: und du hast mit deiner Frau ein zwölf Gänge, ich seh dich dann immer an so einem langen Holztisch stehen.

00:19:51: Wo kommt das her, diese Liebe zum Detail, was Essen angeht?

00:19:57: Welche Rolle spielt Essen für dich?

00:19:59: Was Sinnlichkeit angeht.

00:20:01: Ja, also ich glaube, wenn man mal auf die ganze Welt sieht, dann ist Essen, glaube ich, überall auf der Welt ist irgendwie entscheidend.

00:20:07: Die Menschen kommen zum Essen zusammen, es wird immer gegessen, jeder Mensch ist, also Essen ist ja ein ganz großes Thema.

00:20:15: Ich durfte ja mal Chefredakteur von Essen und Trinken sein.

00:20:18: Das heißt also, dieses Thema Essen, Trinken, das war immer schon in mir.

00:20:22: Und wenn ich, wenn du jetzt fragen würdest, was würdest du eigentlich neben Schriftsteller sein, noch gerne wäre, dann wäre ich gerne, ich glaube, ich wäre gerne Gastronom.

00:20:29: Ich glaube, ich hätte gerne einen Kaffee, also mein ganzes Leben spielt sich im Restaurant, im Kaffee.

00:20:34: Ich mag das sehr.

00:20:36: Und bei uns zu Hause ist es so, das war schon früher so, meine Frau kocht einfach fantastisch und leidenschaftlich gerne und ... Und es fällt ihr leicht und sie kocht einfach wunderbar.

00:20:49: und bei uns in der Familie, muss ich sagen, spielt sich alles ums Essen, wir kommen immer zusammen zum Essen.

00:20:54: Also mit den Kindern, mit Freunden.

00:20:57: Wir sind gerne Gastgeber, weil ich finde beim Essen verändert sich so viel.

00:21:01: die Menschen öffnen sich, man sitzt zusammen, man ist gemeinsam, also zusammenzusitzen und es gibt nicht zu essen oder einen guten Espresso.

00:21:08: Würde ich sagen, mit Essen ist es immer besser.

00:21:11: Und es ist so wohltun für die Seele und Essen bedeutet so viel.

00:21:14: Und wenn du jetzt sagen würdest, wenn ich dich anrufen würde, würdest du sagen, komm doch heute Abend vorbei zum Essen.

00:21:19: Und es ist doch anders, wenn ich das aussprechen würde, als wenn ich sagen würde, komm doch vorbei und wir setzen uns aufs Sofa.

00:21:26: Und dann gibt's da so drei Platten und dann gibt's da ein bisschen ... Und heute Abend gibt's gefüllten Kürbis mit Lammhacke und es gibt eine Tahin dazu und ein bisschen Humus.

00:21:37: Und das gibt's heute Abend zum Beispiel bei uns.

00:21:39: Ich glaub, du würdest nach Hause gehen.

00:21:40: Ja, und ich glaub, du würdest nach Hause gehen und würdest denken, wie schön, dass die für mich gekocht haben, dass wir diesen Abend gemeinsam haben.

00:21:48: Und ich finde, Essen ist einfach was Unfassbar Verbindendes.

00:21:52: Und was echt gut tut.

00:21:54: Und wir sind so eine Familie.

00:21:55: Wir reden schon mittags darüber, was es abends gibt und morgens, was es mittags gibt.

00:21:59: Und ich finde das einfach ein schönes Thema.

00:22:00: Essen.

00:22:01: Es tut jedem gut und ich finde, es ist auch ein Ausdruck von Wärme und von Liebe.

00:22:07: Wunderschön beschrieben und auch da vielleicht eine kleine Einladung.

00:22:13: Weil wir natürlich in einer Zeit leben, wo wir längst wissen, dass alles industriell verarbeitete, uns überhaupt nicht guttut, dass es Entzündungen fördert im Körper.

00:22:24: Und ich finde, etwas Schönes zu kochen, ist auch ein Akt von Selbstliebe und von Selbstfürsorge.

00:22:31: Ich höre das häufig dann von ... Menschen, die jetzt keine Familie haben, die dann sagen, für mich alleine koche ich nicht.

00:22:38: Und ganz ehrlich, ich finde gerade für mich alleine, stellt man sich doch in die Küche in aller Ruhe und macht sich was richtig schönes und vielleicht in so einer Portion, dass man am nächsten Tag noch mal was davon hat.

00:22:48: Ist doch wunderbar.

00:22:50: Ja, ich weiß, dass du das genauso fühlst.

00:22:52: Und ehrlich gesagt, bei mir sieht der Tag so aus, dass ich morgens wach werde.

00:22:58: Wenn es ein guter Tag ist, mache ich Sport oder so.

00:23:00: Dann fahre ich meistens gegen Neuen los.

00:23:02: Und momentan gehe ich in mein Café und schreibe im Café so, weiß ich nicht, von halb zehn bis zwölf, halb eins, trink zwei, drei Espresso.

00:23:14: Und ich merke zum Beispiel, dass ich gerade im Café, ich habe ein sehr schönes Café, wo ich mich wohlfühle, dass ich da besser schreibe, als wenn ich allein zu Hause sitze, weil ich immer bin ich gerne in Gesellschaft.

00:23:24: Ich mag diese Atmosphäre im Café.

00:23:27: Ich glaube, ich würde auch in so einem Wiener Café raus, da würde ich einfach einziehen.

00:23:33: Und dann gehe ich so um halb eins nach Hause und dann koche ich mir was.

00:23:37: Und da ist niemand da, meine Frau ist in der Praxis, die Kinder sind in der Schule.

00:23:41: Und dann koche ich mir was.

00:23:42: Und das ist, ich denke schon, während ich schreibe und Espresso trinke, was ich mir gleich koche.

00:23:47: Und ich finde das für mich selber schön.

00:23:49: Ich mag schnibbeln, das ist total entschleunigend und das macht Spaß.

00:23:54: Und genau wie du gesagt hast, ich tue mir damit selbst was Gutes.

00:23:56: Und selbst, wenn ich mir nur ein sehr gut belegtes Brot mache, dann kann das ja was Besonderes haben.

00:24:03: Und da habe ich das Gefühl, wenn man das gut hinkriegt am Tag, dass man gut ist, dass man was Schönes ist.

00:24:12: Mir tut es wahnsinnig gut und ich fühle mich gestärkt und ich fühle mich einfach besser, wenn ich gut gegessen habe.

00:24:22: Hätte denn der Stefan Schäfer darüber gesprochen, der vor dieser sehr herausfordernden Lebensphase, die selbst das war ja nicht das Einzige, mit dem du zu struggling hattest, wenn wir jetzt mal zurückgehen, keine Ahnung, ins Jahr zwei tausend neunzehn oder zwei tausend achtzehn.

00:24:41: Wie warst du da in Bezug auf diese schönen Momente des Lebens, in Bezug auf das berühmte hier und jetzt, den gegenwärtigen Moment?

00:24:54: Ja, also habe ich natürlich lange darüber nachgedacht.

00:24:57: Und übrigens ist es ja immer so, wir hatten das beide auch schon das Thema, dass man mehr im Hier und Jetzt leben sollte.

00:25:03: Und der Moment übrigens das heute hier morgen, das ist mein Morgen, das ist mein Leben.

00:25:07: Ich bin aufgewacht.

00:25:08: Ich hatte wirklich, ich bin aufgewacht.

00:25:10: Ich hab ein Espresso getrunken.

00:25:13: Ich guck morgens nicht aufs Handy.

00:25:15: Zwei Stunden lang mindestens nicht, mach ich gar nichts.

00:25:17: Ich lese oder treib Sport.

00:25:19: Ich finde, wenn man morgens aufwacht, hab ich auch immer gemacht.

00:25:23: Ich bin aufgewacht und hab noch mit der Anstelle der Kaffeemaschine Nachrichten gelesen.

00:25:28: Das ist so, als ob man die Tür öffnet zu Hause und lässt so hundertfünfzig Menschen einfach in seine Wohnung rein.

00:25:35: Man liest.

00:25:36: Und dann kommen Nachrichten und alle wollen was und alle sagen einem was.

00:25:40: Und ich hab immer so gedacht, boah, was ist ein Statue?

00:25:42: Bist grade wach?

00:25:44: Und dann kommt alles schon auf dich ein.

00:25:46: Und das war bei mir auch immer so.

00:25:48: Ich hab mich schon immer, glaub ich, als ich schon bedacht wahrgenommen.

00:25:51: Also ich hab schon ... Ich wusste schon, dass man Momente aufpassen sollte, dass man nicht drüber weglebt.

00:25:58: Aber ich muss trotzdem sagen, ich hab viel in der Vergangenheit gelebt oder viel in der Zukunft.

00:26:03: Wenn ich was mache, hab ich gedacht, wenn ich gleich zu Hause bin, mach ich das.

00:26:06: Oder wenn ich da bin, in der nächsten Woche mach ich das.

00:26:09: Ich hab schon wahnsinnig viel in den Gedanken in der Zukunft gelebt.

00:26:14: Und durch die Erkrankung, muss ich sagen, gibt's so einen Moment ... Und der war für mich so entscheidend.

00:26:20: Und übrigens, das ist ja immer so.

00:26:22: Es klingt so einfach, es klingt so banal in der Umsetzung.

00:26:25: Das ist ja das Schwierige.

00:26:27: Wie kriegt man es eigentlich hin?

00:26:28: Und ich sitze im Krankenhaus und der Arzt spricht mit mir und sagt sozusagen, was mir passiert ist, dass ich jetzt hier bleiben muss, etc.

00:26:36: Und weißt du, es war nicht wie heute, es war im Sommer.

00:26:39: Und es war so ein ganz schöner Sonntag.

00:26:41: Ein wirklich wunderschöner Sonntag.

00:26:43: Und das Krankenhaus ist mitten in meinem Wohnviertel in Hamburg.

00:26:47: Vierhundert Meter unserer Wohnung entfernt.

00:26:50: Das heißt, ich wusste, es sitzt wie zu Hause.

00:26:52: Und ich sitze mit diesem Arzt im Zimmer.

00:26:55: Und der, das Fenster auch, weil es so warm war.

00:26:57: Und ich höre draußen ... das Freibad, in dem meine Kinder immer sind.

00:27:01: Und ich höre, wie die so platschen und schreien und Kinder.

00:27:04: Und da kommt immer noch wirklich so ein Eiswagen, der bimmelt so.

00:27:08: Und ich höre all das.

00:27:10: Und ich guck aus diesem Arztfenster und sehe, alle die Leute mit dem Fahrrad vorbeifahren, genau da, wo ich auch jeden Tag hundertmal vorbeifahre.

00:27:17: Und man sitzt da drin in diesem Krankenhaus und man denkt plötzlich, ich gehör nicht mehr zu denen da draußen.

00:27:22: Ich gehör nicht mehr zu denen da draußen.

00:27:24: Und dann hab ich gedacht, wenn die wüssten, dass die jetzt im Freibad sein dürfen, dass die jetzt einfach mit dem Fahrrad hier vorbeifahren dürfen, ja?

00:27:32: Und wie oft bin ich mit dem Fahrrad vorbeigefahren und hab mich aufgeregt und hab an was anderes gedacht?

00:27:36: Und ich hab in dem Moment gedacht, wenn ich da wieder rauskomme, ja?

00:27:41: Dann lache ich hier mit dem Fahrrad vorbei, dann spring ich vom Dreier, dann hole ich mit drei Kugeln Eis.

00:27:47: Und ich hab in dem Moment gedacht, wenn ich da nochmal rauskomme, dann lebe ich, dann muss ich noch ... bewusster sein, weil ich wollte nur eins, ich wollte wieder, ich wollte nur diesen Alltag, wie diese Leute, ich wollte nichts Besonderes, ich wollte keine Weltreise, ich wollte nicht nach Sri Lanka, Ayurveda machen.

00:28:02: Ja, ich wollte nur da draußen im Alltag bei den anderen sein.

00:28:07: Und ich dachte, wenn die Wüsten, wie schön das ist, dass die einfach da rumfahren können, ja, miteinander.

00:28:13: Und ja, und dann habe ich gedacht, wenn mir diese Krankheit passiert ist, dann soll sie zu einem Gut sein, dann soll sie mir ein Buch schenken.

00:28:22: weil die Geschichte hätte ich mir nicht ausdenken können.

00:28:24: Das Leben, was daraus entstanden ist, hätte ich mir nicht ausdenken können.

00:28:27: Dann ist es mein Buch geworden.

00:28:30: Und trotzdem hast du zuerst ein anderes geschrieben.

00:28:32: Warum?

00:28:33: Brauchte es die Zeit auch zur Verarbeitung?

00:28:35: Brauchte es den Puffer dazwischen?

00:28:38: Weil das ist ja ein traumatisches Ereignis, was du da erlebt hast.

00:28:44: Ja, damit kennst du dich ja sehr gut aus mit deinem Buch, finde ich.

00:28:47: Also

00:28:47: ich will dir das jetzt nicht so per se unterstellen, aber wenn das Leben realistisch bedroht ist, dann ist es natürlich potenzial auf jeden Fall etwas traumatisierendes.

00:28:57: Ja.

00:28:59: Und nochmal kann ich genauso sagen über dein tolles Buch, was du geschrieben hast.

00:29:03: Ja, also wie oft ich das jetzt schon weitergegeben habe im Leben und wie oft ich darauf diese tolle Reaktion gekriegt habe, also ... ist ja schön, dass das so ist.

00:29:13: Und ich muss sagen, ich bin ja schon mal, das hatten wir schon mal, wir beiden, ich bin ja schon mal vor der Tsunami-Welle weggelaufen.

00:29:19: Ich hatte ja sozusagen zweimal, also vielleicht ist man viel öfters in Gelbensgefahren, merkt es gar nicht, aber ich bin einmal vor der Tsunami-Welle weggelaufen, jetzt hatte ich diese Erkrankung, ich würde sagen, ich hatte jetzt zweimal in meinem Leben Dinge, von denen man denken könnte, hätte auch anders ausgehen können, die ich bewusst kenne.

00:29:33: Und ich muss sagen, also den Tsunami, da weiß ich heute noch nicht mal, denke ich, an den Jahrestag, erstaunt mich manchmal selber.

00:29:40: dass es total raus ist bei mir.

00:29:42: Also ich hab damals damals gar nichts gefühlt mitgenommen, außer den Schrecken.

00:29:48: Und dass ich jetzt irgendwie überhaupt keinen Bock hab, in Asien am Strand zu liegen, das Einzige, zieht mich nichts mehr hin.

00:29:54: Und bei der Sache, das kann ich dir noch gar nicht sagen, was das hinterlässt.

00:29:58: Aber auch da, glaube ich, bin ich vom Typ hier jemandem.

00:30:00: Ich hab gedacht, wenn ich das ha ... Wenn mir das passiert, dann muss es was Schönes mit sich bringen.

00:30:05: Dann muss es mich was leeren.

00:30:07: Und Erika, es hat mich gelernt, was für ein tolles Leben ich habe.

00:30:10: Und dass ich versuchen sollte, Mensch, jeder kennt diesen Satz, aber jeder Tag ist doch meiner.

00:30:16: Heute morgen das Gespräch, das ist mein Tag.

00:30:19: Und ich möchte, dass das ein guter Tag ist.

00:30:21: Und das Gespräch mit dir, dass ich das haben darf, ist schön.

00:30:23: Weil heute Mittag kommen meine Eltern zu Besuchung, es gibt einen Kuchen.

00:30:26: Und ich freue mich auf diesen Tag.

00:30:28: Und ich glaube, dass ich früher ... mit den Gedanken viel flirrender war, dass ich viel mehr gedacht habe, was erledige ich noch, was muss ich noch erledigen heute.

00:30:41: Klar, durch den Job hatte ich viel mehr, sozusagen viel mehr um mich herum, was auf mich eingewirkt hat.

00:30:47: Und ehrlich gesagt, ich finde, jetzt habe ich das Gespräch mit dir, danach gehe ich, ich glaube, ich gehe heute eine gute Falafel essen.

00:30:54: Und dann komme meine Eltern zum Kuchen.

00:30:55: Und ich muss sagen, das ist doch ein super Tag.

00:30:57: Ja, das ist doch ein super Tag, den ich heute vor mir habe.

00:31:00: Und ich glaube, vielleicht früher hätte ich gar nicht gewusst, dass es ein Supertag ist, und ich hätte gedacht, es ist halt ein Tag.

00:31:07: Und ich finde, das klingt nach einem Supertag.

00:31:12: Hast du Kontakt noch manchmal zu Menschen?

00:31:15: Ich will grad nur Männern, wobei die Vorstandsetagen natürlich immer noch sehr patriarchal dominiert sind, die noch in diesen Dynamiken, in diesen Konstrukten feststecken und dann so heimlich mal sagen, ah, Stefan, das hätt ich auch gerne.

00:31:31: Ja, das ist sowieso, also, und übrigens, ich habe ja, Kathi, deswegen sage ich ja immer, ich habe ja keine Ratgeber geschrieben.

00:31:37: Ja, ich hätte ja beim ersten, fünfundzwanzig letzte Sommer schreiben können, so verbringen sie ihre Zeit vielleicht besser, beim zweiten, weil die gesagt, so leben sie bewusster.

00:31:46: Ich weiß es ja auch nicht.

00:31:47: Ich habe keine zehn Tipps, wie man glücklich lebt.

00:31:50: Wenn ich sie hätte, würde ich sie verraten, aber ich habe sie ja nicht.

00:31:53: Ich kann ja nur das schildern, wie es mir geht.

00:31:56: Und was ich nicht sein möchte, ist sozusagen, So hat man zu leben.

00:32:01: Jeder soll auch sein Leben leben.

00:32:03: Ich kann nur zwei Dinge sagen, was ich erstaunlich finde.

00:32:06: beim ersten Buch.

00:32:07: haben ganz viele Leute, die das Buch gelesen haben, und wenn ich am Bahnhof stehe oder wenn ich auf Lesung bin, man wird ja, wenn so ein Buch so viel verkauft ist, dann doch oft angesprochen, was ich übrigens schön finde.

00:32:18: Also es gibt nicht schöner als angesprochen werden, auf einem Buch und dass Menschen sich trauen, zu einem zu kommen.

00:32:23: Und das ist ganz oft, ja, ich müsste es auch noch mal verändern, mein Leben.

00:32:26: Und wenn mir noch fünfundzwanzig letzte Sommer bleiben, ich glaube, ich stecke im falschen Leben, ich mein, ich verbrücke so.

00:32:31: Und dann habe ich gesagt, Mensch, wie viele Menschen das so empfinden, ja.

00:32:35: Das ist doch erstaunlich.

00:32:36: Dann fragen Sie, was würden Sie denn an meiner Stelle machen?

00:32:38: Dann kann ich sagen, ich kann es Ihnen nicht sagen.

00:32:40: Aber ich würde mir wünschen, dass Sie ein Leben finden, in dem Sie vielleicht zufriedener leben.

00:32:44: Und beim zweiten Mal, jetzt ist dieses, kommen auch ganz viele und denken, Mensch, wie die Wochen zerfliegen und ich merke es gar nicht und ich nehme es bewusst gar nicht wahr.

00:32:52: Jetzt kriege ich sozusagen... Die ähnliche Resonanz auf das Buch und ich glaube was er erstaunlich ist.

00:32:58: beim ersten Mal habe ich einen großen Jobwechsel getätigt sozusagen vom CEO eines Medienunternehmens zum Schriftsteller.

00:33:05: jetzt bin ich an der Krankheit komme ich zu diesem neuen Moment.

00:33:09: Es scheint ja so zu sein, dass Trennung, Schicksalsschläge, große Veränderungen ein dann erst zu Erkenntnis bringen, dass man was ändern sollte.

00:33:16: Ich glaube, aus dem eigenen Leben, aus dem eigenen Ritual, aus dem ... So ein Jahr geht schnell um.

00:33:21: Man hat immer was zu tun.

00:33:22: Es scheint so zu sein, dass einem was vielleicht passieren muss, um dann zu merken, dass man's ändert.

00:33:29: Ich mein, das ist doch immer das Gleiche.

00:33:31: Du kennst die Geschichten alles, legen Leute auf den Sterbebett und sagen, Mensch, hätte ich mein Leben gelebt.

00:33:35: Warum hab ich so viel Zeit im Büro verbracht?

00:33:39: Es scheint, es muss was passieren, bevor man was verändert.

00:33:43: Übrigens bei mir genau so.

00:33:45: Einmal habe ich einen großen Jobwechsel, zweitens eine Erkrankung.

00:33:48: Dann habe ich viele Sachen anders gesehen.

00:33:51: Ob ich es aus eigenen Stücken so gesehen hätte, scheint nicht so zu sein.

00:33:57: Ja, das scheint, muss ich dir zu hundert Prozent recht geben oder möchte ich dir zu hundert Prozent recht geben.

00:34:02: Das scheint doch eine Erkenntnis, eine tiefe Erkenntnis des Lebens zu sein.

00:34:07: Wir wachsen eben nicht, wenn das Leben fluffig ist.

00:34:10: Ist auch bei Trennung auch oft so, dass man sich vielleicht bewusst wird, was hat man aneinander gehabt?

00:34:15: Oder was würde man gerne noch sagen?

00:34:17: Oder warum hat man das damals so gesagt, wenn es dann passiert, der Schrecken?

00:34:21: Dann denkt man manchmal, wie kann es eigentlich so weit kommen?

00:34:24: Ja, ich glaube, das kennt jeder, der schon mal verlassen wurde.

00:34:28: Jeder, dem was passiert ist, dass man danach denkt, warum ist es eigentlich passiert?

00:34:33: Und warum habe ich das nicht früher anders formuliert oder anders gelebt?

00:34:39: Also, ich kann es nicht sagen, wieso es so ist.

00:34:42: Ich kann es nur sagen, wie es mir ergeht.

00:34:44: Und trotzdem beobachte ich, dass sich nicht alle Menschen bei großen Lebensereignissen genau diese Fragen stellen.

00:34:52: Also, warum ist das passiert?

00:34:54: Oder was sagt mir das?

00:34:56: Oder was war mein Anteil daran, dass jetzt bei der Selbst- ist natürlich eine Frage oder bei Krankheit die Viertelung so hin.

00:35:01: Aber weißt du, wie ich meine?

00:35:03: Und das finde ich doch... Also, mich beschäftigt das sehr, sehr viel.

00:35:08: Wer hat die Kapazitäten, sich diese Frage zu stellen?

00:35:12: und tiefer zu buddeln und auch große Veränderungen im Leben vorzunehmen.

00:35:19: Und doch laufen so viele immer wieder durch das Hamsterrad, bis halt dann die nächste, bis das Leben kommt und normalerweise ja die Zügel dann noch straffer anzieht und es dir dann noch krasser um die Ohren fliegt.

00:35:31: Da bin ich aber auch noch nichts.

00:35:32: Ja,

00:35:32: man kann's auch versuchen, wie du sagst, man kann's auch versuchen.

00:35:34: Ich hab's, glaub ich, auch versucht, fast mit mehr Strenge sozusagen klarzuwerden und noch mehr Sport zu machen.

00:35:40: Also noch sozusagen, sozusagen noch enger zu werden.

00:35:44: Jetzt versuche ich, genussvoller zu werden.

00:35:47: Also, ich hab's, glaub ich, früher versucht, mit mehr Strenge mir gegenüber hinzukriegen, zu denken, ja, muss ich halt noch fokussierter leben.

00:35:55: Ich glaub, so hab ich's immer gehandhabt, noch mehr Sport.

00:35:59: noch mehr Konzentration auf die Dinge kann man ja total nachvollziehen.

00:36:06: Und jetzt versuche ich es ehrlich gesagt total, versuche ich es mit Genuss hinzukriegen, dass ich das Gefühl, aber wie du es gesagt hast, dieser liebevolle Umgang mit sich selber, dieses Genießen der Dinge, das ist echt, also ich bin auch mittendrin, also das ist gar nicht so einfach, sich selber gut zu finden, die Dinge, die man tut, gut zu finden, sich selber was zu gönnen.

00:36:28: Ich finde das Thema, können die Leute noch richtig genießen?

00:36:31: Wir haben so viele schöne Sachen um uns herum, deswegen auch das Thema Essen.

00:36:35: Ich meine, man behandelt ja oft seinen Körper heute wie ein Museum.

00:36:40: Ja, aber also, wann genießen wir eigentlich mal?

00:36:43: Wann lassen wir mal los?

00:36:45: Ich meine, wann denken wir einfach ein Stück Kuchen mit Sahne?

00:36:48: Das ist einfach gut für mich.

00:36:50: Und ich glaube, wenn man, also, Es ist wär blöd, wenn man dann stirbt und denkt, warum hab ich eigentlich das Stück Kuchen mit Sahne nicht gegessen?

00:37:00: Warum hab ich mir das nicht gegönnt?

00:37:01: Und ich glaub, das kennen ganz viele.

00:37:03: Dass die denken, ich mach das nicht, aus tausend Gründen.

00:37:06: Ja, und ich will jetzt gar nicht das Bedoyer für die schlechte Ernährung, das Gegenteil davon.

00:37:11: Aber dieses Genießen können, ich hab das bei Lesung.

00:37:15: Du weißt das, ich hab das ganz, da haben wir schon drüber gesprochen.

00:37:17: Ich frag manchmal die Leserin und Leser, bei Lesung wär ... Wer einen Mittagsschlaf macht, übrigens berufstätige sagen, in der Woche geht's nicht, es geht immer ums Wochenende, das ist ja klar.

00:37:28: Und da melden sich eins oder zwei und dann frag ich, wer würde gern einen Mittagsschlaf machen, dann melden sich alle.

00:37:34: Und dann denkt man, warum schlafen die nicht mal mittags?

00:37:38: Und das geht mir genauso.

00:37:39: Schlechtes Gewissen, der falsche Zeitpunkt.

00:37:43: Ja, also das Gefühl, ich gönne mir schöne Dinge.

00:37:48: Das scheint irgendwie ... Das scheint irgendwie, weil man immer was zu erledigen hat oder so.

00:37:54: Das scheint schwierig zu sein und es ist doch schön, wenn man es tun würde.

00:37:58: Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das nicht ein Phänomen der Neuzeit ist, aber wo du das gerade sagst, würde ich da gerne was ergänzen.

00:38:06: Ich habe nämlich eine Rückmeldung bekommen von einer Hormonexpertin, die vor ein paar Monaten bei mir im Podcast war.

00:38:12: Und dieses Gespräch hat hohe Wellen geschlagen und viele meiner weiblichen Hörerinnen haben daraufhin Kontakt zu ihr aufgenommen.

00:38:19: Die ist eine ganz bezaubernde Frau, kennt sich sehr, sehr gut aus.

00:38:21: Und dann hat sie mir eine Rückmeldung aus meiner Community gegeben.

00:38:24: Es war hochinteressant.

00:38:25: Ihr Lieben, das geht jetzt hier an euch.

00:38:28: Sie hat gesagt, sie wär total erstaunt gewesen, wie reflektiert die Frauen sind und wie viel die schon machen und wie gut die sich um sich kümmern.

00:38:37: Aber was ihr aufgefallen wäre, und das passt sehr gut zu dem, was du gerade gesagt hast, dass da sehr viel Strenge ist.

00:38:45: Also sie erlauben sich kein Glas Wein, sie erlauben sich keinen Kaffee, sie erlauben sich keinen Kuchen.

00:38:51: Und da hab ich, das hat mich wirklich kurz betroffen gemacht, weil ich dachte, sende ich hier im Podcast die falsche Botschaft.

00:38:58: Oder ist irgendwo ein Filter dazwischen, dass meine Botschaft, weil das ist überhaupt nicht mein Anliegen, die Menschen zu Askäse aufzurufen und auf alles nur noch zu verzichten, weil ich finde, wie du die Dosis macht, das Gift.

00:39:18: Und ich rede ja öfter mal darüber, dass ich zum Beispiel keinen Alkohol mehr trinke.

00:39:21: Das hat aber vor allem damit zu tun, dass ich ihn überhaupt nicht vertrage.

00:39:25: Also ich hab vor zwei Wochen, ich glaube, nach sieben Monaten mal wieder einen Gin Tonic getrunken, da bezahle ich die ganze Nacht für.

00:39:31: Also ich wache jede Stunde auf, weil ich Kopfschmerzen habe und deswegen macht das für mich keinen Sinn.

00:39:37: So.

00:39:38: Aber ich hab da lange ... Jetzt

00:39:38: dazu kann ich sagen, ja, viel super, da haben wir schon mal darüber gesprochen.

00:39:42: Nee, ich glaub nicht.

00:39:43: Das find ich auch in der Schand, weil ich trinke auch keinen Alkohol.

00:39:46: Ja, und übrigens bei mir ist es genau wie bei dir.

00:39:47: Ich schlafe einfach sowieso nicht richtig gut.

00:39:50: Ja, also ich bin kein guter Schläfer.

00:39:51: Ich wäre wahnsinnig gerne ein guter Schläfer.

00:39:53: Und übrigens ist es nicht so, dass ich nachts wachliege und mir Sorgen mache oder Gedanken mache.

00:39:56: Ich wache einfach früh auf.

00:39:57: Vielleicht ist es, weil ich einfach Kinder und dann arbeite.

00:39:59: Und ich bin immer in meinem Leben um fünf aufgestanden, weil ich nach vor den Kindern schon ... melz gemacht habe und so.

00:40:04: Ich bin einfach in so einem Frühwach-Rhythmus.

00:40:06: Und ich mag auch den Morgen.

00:40:07: Ich finde es auch gut.

00:40:09: Ich komme da gar nicht.

00:40:10: Und deswegen trinke ich kein Alkohol, weil ich noch ein Glas oder zwei Gläser trinke.

00:40:14: Das merke ich selber.

00:40:15: Ich schlafe noch mal schlechter.

00:40:17: Also ich finde ein Glas Wein wirklich schön, aber ich schlafe noch mal schlechter.

00:40:21: Ich weiß, was ich echt erstaunlich finde.

00:40:23: Im Jahr zwei tausend, fünfundzwanzig.

00:40:27: Es wird immer kommentiert fast.

00:40:28: Wenn du irgendwo bist und die Leute schenken so ein und sagen, Stefan, auch ein Glas, Und selbst Leute, die mich wirklich gut kennen, dann sag ich nicht, ich möchte nicht.

00:40:35: Ach komm,

00:40:36: eigentlich hast

00:40:37: du den

00:40:37: Fisch.

00:40:38: Oder warum denn heute nicht?

00:40:39: Und man wird angeguckt, als ob man irgendwie eine Spaßbremse wäre.

00:40:43: Ich bin wirklich, ich versuch's ja gerade, ich bin voller Genuss.

00:40:45: Ich glaub, ich bin auch lustig.

00:40:46: Ja?

00:40:47: Sehr.

00:40:48: Ja, ich glaub, ich bin wirklich lustig.

00:40:50: Und dann denkt man plötzlich, man sitzt da plötzlich wie der Asket.

00:40:54: Also man denkt plötzlich, ach guck mal, Stefan, der trinkt jetzt kein Alkohol.

00:40:57: Es kann doch gar nicht lustig werden, der Abend.

00:41:00: Und ich denke immer so, ich sag doch auch nicht zu dir, wenn Leute eine Flasche Wein trinken, würde ich mir niemals sagen, mach doch, trink doch.

00:41:06: Ist ja nicht so, dass ich da sitze und trink dich.

00:41:08: Wenn ich nichts essen würde, das kann ich verstehen, wenn einer nicht mit ist.

00:41:11: Aber ich trinke nur dieses eine Glas nicht.

00:41:14: Und es wird immer kommentiert.

00:41:17: Immer.

00:41:18: Und selbst

00:41:18: nach dem ersten Gang, kommt der Hauptgang, dann gibt's, weiß ich nicht, ein Stück Fleisch.

00:41:23: Aber ein Schluck Roten zum Fleisch.

00:41:25: Es gibt's doch nicht.

00:41:26: Ich bin hier schon zum hundertsten Mal.

00:41:27: Ich hab noch nie einen Roten zum ... Und es wird mir immer angeboten.

00:41:32: Also, das find ich blöd.

00:41:34: Und ich finde, dass für jemand, der kein Alkohol trinkt, dann denkt, der ist kein Genießer.

00:41:40: Also, ich freu mich über jeden, der es tut.

00:41:42: Aber ich finde, Kati, du kennst dich.

00:41:44: Du bist so eine Genießerin und so ein Wohlfühlmensch, nur weil du kein Alkohol trinkst, meine Güte.

00:41:50: Ja.

00:41:50: Ja, und das soll, und dafür bitte auch jeder Mensch für sich entscheiden.

00:41:53: Also selbst wenn ich keinen trinke, dann bitte, ich bin ja nicht hier das Maß aller Dinge.

00:42:00: Aber interessant,

00:42:01: wie es dann Thema ist bei dir auch und wie es, wie es Leute scheinbar beschäftigt.

00:42:06: Naja,

00:42:07: weil das Letzte, was ich natürlich möchte ist, ganz im Gegenteil dieser Podcast, deswegen genieße ich ja dann auch so ein Austausch wie mit Menschen mit dir.

00:42:14: Dieser Podcast ist ja auch für mehr Weichheit und für mehr Selbstmitgefühl und dass wir rauskommen aus diesen schönen Begriff Eng benutzt, dass wir rauskommen aus diesen engen, rigiden Korsetten, die wir uns alle auferlegt haben, in diesem Selbstoptimierungswahnsinn.

00:42:33: als ob wir alle unsterblich wären.

00:42:36: I got news for you, wir sind es nicht.

00:42:39: Und dann wäre es doch ganz schön, das Leben, das wir hier leben, auch schön zu gestalten.

00:42:44: Und nochmal, die Dosis macht das Gift.

00:42:46: Also, meine Botschaft ist hier nicht, ihr dürft nie mehr Alkohol trinken und kein Koffein und auch kein Fleisch essen, sondern ... Meine Botschaft ist ja eher, findet heraus für euch, was euch guttut.

00:42:58: Deswegen hab ich dieses Feedback von der Nancy da echt ein bisschen geschockt, weil ich dachte, jetzt sind die alle total streng zu sich.

00:43:04: Aber das will ich doch gar nicht.

00:43:06: Ich will ja, dass sie eher liebevoller sich selbst gegenüber werden.

00:43:10: Weißt du, wie ich meine?

00:43:11: Du heißt ja auch Get Happy.

00:43:14: Du sagst das.

00:43:15: Und nicht geteilt.

00:43:17: Aber es scheint ja Menschen zu beschäftigen.

00:43:20: Oder man möchte gar nicht sagen, man wird ihn nur wünschen.

00:43:22: Ich glaube, das Thema Also ich weiß nicht, was sich selbst genießen zu können.

00:43:30: Ich glaube, das ist das.

00:43:31: Und ich kann es verstehen, warum das in der heutigen Welt scheinbar schwer ist, weil scheinbar diese Enge und Strenge mit sich einem das Gefühl gibt, man wird den Sachen noch her.

00:43:43: Das kann ich verstehen, ist mir nicht fremd.

00:43:46: Aber ich glaube, liebevoller und genussvoller, mit sich selber zu sein.

00:43:50: Also wird doch jeder, der das jetzt hört, sagen, ja.

00:43:53: Also keiner wird sagen, die Strenge ist besser.

00:43:56: Nee, also vielleicht so zwei Generationen zurück, aber

00:43:59: ...

00:44:01: heute hoffentlich nicht mehr.

00:44:03: Was mich an dir immer wieder total fasziniert, also dieses Gespräch, haben wir natürlich jetzt ein bisschen vor dem einund dreißigsten Oktober aufgezeichnet.

00:44:11: Und bist du nicht schon nach der Veröffentlichung deines ersten Romans sofort mal in den Urlaub gefahren?

00:44:17: Ja, also ich war ... Ja, ich ... ja.

00:44:22: Also, ja, ich fahre in Urlaub.

00:44:23: Was mich an dir so fasziniert ist ... Da bist du wirklich mein Spiritual Animal.

00:44:28: Da kann ich so viel von dir ... Wir haben noch nie darüber geredet, aber da lerne ich ganz viel von dir.

00:44:35: Du kannst die Dinge so abgeben.

00:44:37: Als würdest du es einer höheren Macht überlassen, sagt, okay, hier ist mein Buch.

00:44:42: Ich bin jetzt mal zwei Wochen weg.

00:44:43: Wenn das gut werden soll, dann wird's schon gut.

00:44:47: Wie geht das?

00:44:48: Wo kommt das her?

00:44:50: Oh ... Hey, übrigens, das ist ... Ja, du machst das wieder super.

00:44:57: Du fragst, deswegen komm ich auch so gerne zu dir.

00:44:59: Man muss selber über sich nachdenken.

00:45:01: Es gibt ja nie ein Vorgespräch zwischen uns beiden.

00:45:03: Das ist ja so schön, ich komm hierhin, dann quatschen wir so, dann geht's einfach los.

00:45:07: Ich weiß ja gar nicht, worum's geht, was ich ja toll finde.

00:45:11: Ich weiß, ich lass es dann los.

00:45:13: Ich weiß wieso.

00:45:15: Ich glaube, das hat ... Ich denke ja auch jetzt laut nach.

00:45:18: Ich glaube ... Ich habe ja das Buch geschrieben, was ich kann.

00:45:23: Ich habe mir Mühe gegeben mit meinem neuen Buch.

00:45:26: Ich habe alles das gegeben, was in mir steckt und ich wollte diese Geschichte erzählen.

00:45:31: Mehr kann ich nicht tun.

00:45:33: Und dann lasse ich es los.

00:45:35: Und dann findet es seine Leserinnen und Leser hoffentlich.

00:45:38: Da würde ich mich irre freuen, weil jeder, der schreibt will, gelesen werden.

00:45:42: So, ich kann nicht mehr tun.

00:45:44: Und dann kann ich loslassen, weil ich kann es nicht ändern.

00:45:47: Ich kann es nicht neu machen.

00:45:50: Das ist das, was ich konnte.

00:45:51: Und das habe ich abgegeben.

00:45:54: Und das ist ein gutes Gefühl, finde ich.

00:45:55: Ich habe mir total viel Mühe gegeben.

00:45:57: Und dann lasse ich los, weil dann kann ich es nicht mehr beeinflussen.

00:46:00: Und warum soll mich das verrückt machen?

00:46:01: Und nochmal da, übrigens, finde ich, ich möchte, dass mir das, was ich tue, Freude macht.

00:46:08: Das, was ich tue, Freude macht.

00:46:09: Und ich habe ein Buch geschrieben, das ist toll.

00:46:12: Und ich finde einen Verlag, einen großen Verlag, der das ... Der das veröffentlicht und ich finde Leserin und Leser.

00:46:17: Warum soll ich mir jetzt Sorgen machen?

00:46:18: Es ist doch total schön, dass ich das erleben darf.

00:46:21: Ich darf Schriftsteller sein.

00:46:23: Das sollen mir doch Freude machen.

00:46:24: Ganz oft werde ich gefragt, dein erster Roman war so ein großer Erfolg.

00:46:27: Hast du jetzt Erfolgsdruck bei dem zweiten?

00:46:30: Und dann sage ich wirklich ganz ehrlich, nein, habe ich nicht.

00:46:32: Würde

00:46:32: ich dich zum Beispiel nie fragen, aber vielleicht war wir uns persönlich kennen.

00:46:35: Ja, ich habe das Wunder einmal erlebt und beim zweiten Mal kann es genauso kommen.

00:46:39: Aber warum soll ich jetzt wieder?

00:46:41: Ich habe das geschrieben, was ich kann.

00:46:44: So ist es.

00:46:45: Ich hab neulich ein Interview mir angehört in einem sehr erfolgreichen amerikanischen Podcast von Lewis House, der heißt The School of Greatness.

00:46:54: Kann ich sehr empfehlen, sehr sehr inspirierend.

00:46:57: Jetzt fällt mir leider der Name des Musikproduzenten nicht ein, aber er hatte im Interview einen sehr, sehr bekannten, erfolgreichen amerikanischen Musikproduzent mit so einem langen weißen Rauschebad und langen weißen Haaren.

00:47:09: Rick Rubin.

00:47:10: Ich glaube, es war Rick Rubin.

00:47:12: Ja, Rick Rubin war definitiv Rauschebad, der größten Def-Punk gemacht.

00:47:18: Ja, so.

00:47:18: Und Rick Rubin hat, weil Louis Haus fragt ihn, nach Erfolgsdruck.

00:47:24: Und wie wichtig es ist, zu wissen, so nach dem Motto, was die Audience will und wie er mit Kritik umgeht.

00:47:30: Dann hat er gesagt, dass ihm das, ehrlich gesagt, scheißegal ist.

00:47:34: Und dass er nur noch macht, was für ihn das Beste ist und was ihm die meiste Freude bereitet.

00:47:41: Und es stellt sich heraus, dass das, was ihm die meiste Freude bereitet und für ihn das Beste ist, auch das Beste für die Audience ist.

00:47:51: Und auch der Audience, also dem Publikum, die meiste Freude bereitet.

00:47:56: Was für eine profunde Erkenntnis des Lebens!

00:48:01: Ja, was?

00:48:02: Ja, klingt simpel, aber ist doch toll, oder?

00:48:04: Ich hab den mal getroffen, das klingt das Verrückte.

00:48:06: Ah, wie toll, wo?

00:48:07: Vor zwei Jahren, ja.

00:48:08: Ist ja heiß.

00:48:10: Hatte bei OMR einen ganz großen Auftritt.

00:48:13: Also, Barfuß, kurze Hose, Rausche Bart.

00:48:18: Seine Frau dabei, seinen kleinen Sohn dabei.

00:48:20: Ja, so spirituell irgendwie, so.

00:48:23: Aber die Ausstrahlung, ja, ich mach Musik und übrigens kann, glaube ich, keinen Klavier, kann keine Noten lesen, kann keinen Instrument selber spielen, hat, glaube ich, ich erinnere mich jetzt hoffentlich gerichtig.

00:48:33: Nur gesagt, ich kann, wenn jemand mich fragt, ob das ein gutes Lied wird und ich kann nicht meinem Gefühl vertrauen, ich glaube, es könnte ein großer Song werden, aber ich würde vielleicht noch da ein bisschen was ändern.

00:48:41: Ich kann selbst nicht Musik machen.

00:48:43: Und ich kann den Musikern im Studio das Gefühl geben, dass wir eine gute Zeit haben miteinander.

00:48:48: Das ist mein wichtigster Beitrag.

00:48:50: Musikern das Gefühl geben, wir machen einfach eine gute Platte.

00:48:54: Ja, super.

00:48:55: Fand ich ganz toll.

00:48:58: Mich fasziniert, also ich beschäftige mich da viel mit, ehrlich gesagt, so seit ... Ja, den ganzen Umbrüchen in meinem Leben.

00:49:05: Und muss ich natürlich auch vorhin dran denken, als wir darüber gesprochen haben, es scheint so zu sein, dass wir die wirklich großen Krisen brauchen, um zu wachsen, um uns zu verändern, um uns zu befreien aus diesen engen Korsetten von Leistungsdruck und wie die Dinge zu sein haben.

00:49:23: Ich hatte jetzt in meinem Leben immer andere Themen.

00:49:26: Aber ich brauchte auch rein auf die Schnauze vom Leben, ganz klar.

00:49:29: um Dinge zu verändern und mich mehr für mich zu positionieren und zu sagen, das erlaube ich nicht mehr, so stelle ich mir mein Leben nicht vor, hier ist eine Grenze, das will ich nicht.

00:49:42: Und dann aber in so ein tiefes Vertrauen zu kommen, das, und das passt jetzt auch wieder wunderbar zum Buchtitel, dass schon alles gut wird.

00:49:51: Und wenn sich die Dinge nicht so entwickeln, wie wir uns das im Vorfeld ausgemalt haben, ist ja auch immer interessant, was ist das Anliegen dahinter?

00:49:59: Das ist eine spirituelle Komponente, aber die finde ich nicht ganz unwichtig.

00:50:03: Also, was ist das Anliegen dahinter?

00:50:05: Will ich reich und berühmt werden?

00:50:07: Oder möchte ich der Welt ein Geschenk machen?

00:50:09: Das ist ja was ganz anderes, es hat ja eine ganz, ganz andere Energie.

00:50:13: Und immer mehr Vertrauen zu entwickeln.

00:50:18: Und das ist das, was mich an dir so fasziniert.

00:50:21: dass die Dinge schon gut werden.

00:50:25: Ich geb das ab.

00:50:26: Ich kann es nicht mehr beeinflussen.

00:50:28: Ich kann es nicht kontrollieren.

00:50:30: Ich kann den Markt nicht kontrollieren.

00:50:31: Ich kann meine Leserschaft nicht kontrollieren.

00:50:34: Ich fall jetzt in Urlaub und es wird schon alles gut.

00:50:38: Das finde ich großartig.

00:50:42: Da kann ich nichts.

00:50:44: Wenn es gelingt, ist es gut.

00:50:45: Das muss ich auf deiner Seite auch gut anfühlen.

00:50:49: Ja, auf jeden Fall.

00:50:50: Ja, ich mache es ja damit, also warum mache ich es oder warum versuche ich es zu machen?

00:50:54: Ich will mich ja selber wohlfühlen.

00:50:56: Also ich finde, mit sich selbst angestrengt zu sein, ist ja anstrengend, muss man einfach sagen.

00:51:01: Sag bitte nochmal den Satz.

00:51:03: Ja, mit sich selbst.

00:51:06: Man kann ja mir wahnsinnig nerven.

00:51:08: Also ich meine, da sitzt ja immer jemand in seinem Kopf und redet mit dir.

00:51:11: Das ist ja erstaunlich, wer das ist.

00:51:13: Und immer redet einer mit dir und sagt dir, mach jetzt das, denk das, mach das, mach das.

00:51:17: Und meistens ist er echt so ein richtig großer Kritiker, der einen da begleitet im Kopf.

00:51:23: Und es wäre doch schöner, wenn der einen gut findet, wenn der nett mit einem redet.

00:51:26: Das ist einfach, der Tag ist besser.

00:51:30: Und da ich ja sozusagen X-Tage im Leben habe, ist doch jeder Tag, in dem ich mit mir selber rede und denke, das wird schon alles gut und das hat alles seinen Sinn.

00:51:39: Und der Tag heute ist gut.

00:51:40: Ich finde, ist ein besserer Tag, angestrengt zu sein mit sich selber.

00:51:43: ist einfach anstrengend.

00:51:45: Angesträngt zu sein mit sich selber ist anstrengend.

00:51:48: Da setzt sich ein fettes Ausrufezeichen dahin.

00:51:50: Vor allen Dingen interessant ist ja auch, dass der, wie du ihn nennst, innere Kritiker ja nie was Gutes zu sagen hat.

00:51:58: Also, ich weiß, wer ist das eigentlich?

00:52:00: Immer den Mount aufzutun, dann fängt der an zu quatschen mit dir und sagt, macht man Espresso, heute wird komisch.

00:52:06: Jetzt kommt gleich das und dann, oh Gott, wie nervig.

00:52:09: Ist

00:52:09: nicht so viel, du hast seit zwei Tagen keinen Sport gemacht.

00:52:12: Die ganze Zeit ist der da.

00:52:14: Quatscht die ganze Zeit auf einen ein.

00:52:16: Ja, ich glaube deswegen versuchen ja manche Leute, ich kann es, ich wirke ja vielleicht, aber ich kann Meditation überhaupt nicht.

00:52:22: Ich glaube, du kannst es gut.

00:52:23: Ich glaube, verstehe, warum Menschen Meditationen zu machen, um einfach mal Ruhe zu bekommen von dem.

00:52:28: Kann ich total verstehen.

00:52:29: Wo findest du Ruhe?

00:52:33: Gute Frage.

00:52:35: Mir fehlt, glaube ich, ich beneide meine Frau sehr darum, wenn die kocht.

00:52:40: Ja, oder wenn ich heute Mittag koche, ich finde, da finde ich echt Ruhe beim Essen machen, wie da so Schnibbeln, umrühren in der Pfanne.

00:52:47: Das ist, finde ich, total schön.

00:52:48: Man ist da ganz woanders.

00:52:51: Sonst mache ich ja Sport, also ich laufe.

00:52:54: Aber ich lese gerne und ich sitze im Café, aber es ist immer mit meinem Kopf.

00:52:59: Also immer mein Kopf dabei.

00:53:02: Ehrlich gesagt, ich suche immer noch so ein Hobby oder eine Tätigkeit.

00:53:05: die nichts mit dem Kopf zu tun hat, die einen total weit wegbringt.

00:53:09: Früher hab ich Tennis und Handball gespielt, viel mehr.

00:53:11: Mitten im Spiel war man dann wirklich, hat man abgeschaltet und sich nur auf den Sport konzentriert.

00:53:17: Ich weiß nicht, wie es dir geht, mir fehlt das noch.

00:53:19: Alles, was ich mache, hat einig mit dem Kopf zu tun.

00:53:22: Ich muss noch mehr Sachen finden, die mich total woanders hinbringen.

00:53:26: Ich glaub, das wär gut.

00:53:29: Machst du was?

00:53:31: Wo ich so Flow-Zustände erreiche?

00:53:34: Ja, wo du denkst, ich gehe wahnsinnig gerne spazieren, du ja auch.

00:53:38: Wenn ich sagen würde, dass man Hobby im Café sitzen oder spazieren geht.

00:53:41: Aber da ist der Kopf in meinem Bewegung, meistens sogar noch mehr, wenn man spazieren geht, denkt man ja schon nach beim Gehen.

00:53:47: Ja, hast du was von dem, du denkst, und da bin ich wirklich weg.

00:53:52: Also nicht in der Meditation, sondern in dem, ich hab fast zu tun im Alltag, und dann bin ich wirklich mit den Gedanken nur bei dem.

00:54:00: Ich glaube, dass ich differenzieren würde zwischen gedacht werden und aktiv denken.

00:54:06: Weil der innere Kritiker oder die Stimmen im Kopf, da werden wir ja gedacht.

00:54:12: Das ist ja dieses Vierundzwanzig-Sieben-Gequatsche zwischen unseren Ohren, das uns die ganze Zeit sagt, was wir da sind.

00:54:19: Und das wird schiefgehen.

00:54:20: Und wo soll eigentlich das Geld für das herkommen?

00:54:22: Und wovon lebst du eigentlich nächsten April?

00:54:24: So, das ist ja gedacht werden, das ist ja im Auto.

00:54:28: Piloten sein, sozusagen ist unser Gehirn im Autopiloten.

00:54:31: Und das aktive Denken, also ich reflekt ich Kati, nicht die Sabbelbacke in meinem Kopf, sondern ich Kati denke aktiv über Dinge nach, dass es für mich eher was Kraft geben ist.

00:54:44: Also wenn ich zum Beispiel spazieren gehe, bin ich oft im Gebet.

00:54:50: Also ich bedanke mich, dann ist das schön her, wenn man am Arsch der Welt lebt, da kann man auch selbst Gespräche fühlen, wenn man spazieren geht, weil mir einfach keiner entgegen kommt.

00:55:01: Und da bedanke ich mich zum Beispiel dann für Dinge, die noch kommen werden oder Dinge, die gut gelaufen sind, für Erfahrungen.

00:55:08: Ich reflektiere auch laut.

00:55:11: Und da würde ich sagen, bin ich total angebunden und sehr im Flow.

00:55:15: Und die Zustände, dass im Kopf totale Stille ist, das kenne ich nur aus der Meditation.

00:55:20: Und selbst da sind es ja ... Das sind ja diese berühmten Sweet-Spots, das sind ja Sekunden.

00:55:27: Wo du ... Also, mehr ist es ja nicht.

00:55:30: Weil diese Erwartung auch an die Meditation, dann denke ich mal nicht mehr.

00:55:36: Das ist ja Quatsch.

00:55:38: Also, wenn wir nicht mehr denken, sind wir tot.

00:55:41: Ganz einfach.

00:55:42: Also darf da auch noch einiges los sein gerne im Oberstübchen.

00:55:48: Und deswegen würde ich sagen, wie bei Spaziergängen bin ich schon im Flowzustand.

00:55:53: Oder auch wenn ich koche zum Beispiel, kann ich auch sehr gut im Flowzustand sein.

00:55:57: Und jetzt kommt was Total schräg ist, wenn ich putze.

00:56:03: Also wenn ich die Wohnung schön mache und sauge und wische und so mit so einer, dann mache ich das mit so einer Hingabe.

00:56:09: Ich glaube, Hingabe ist ein wichtiges Wort.

00:56:12: Schönes Worthingabe.

00:56:14: Oder?

00:56:15: Alles, was wir mit Hingabe tun, weil wenn du schreibst, bist du doch im Flowzustand.

00:56:22: Ja, aber schreiben ist anstrengend.

00:56:26: Manchmal ist es wunderschön.

00:56:27: Es gibt auch Tage, die anstrengen.

00:56:28: Hingabe finde ich total schön.

00:56:31: Oder?

00:56:32: Ich lasse es bei der Hingabe.

00:56:33: Ich möchte dich nicht mit Putzen und Hingabe verbinden, aber ich verbinde dich einfach mit Hingabe.

00:56:40: Wer weiß, vielleicht öffnest du eines Tages, wie du es im Buch so wunderschön beschreibst, mit deinem Sohn ja ein Café, vielleicht in unserer Heimatstadt Witten.

00:56:50: Wer weiß, was die Zukunft uns noch so alles bringt.

00:56:54: Also ich muss immer noch sagen, Gastronomie, also ich würde am liebsten Gastronomie und schreiben.

00:57:01: Und bei Gastronomie bin ich mir noch nicht ganz sicher, ob ich denke, ich spinne, weil das ist ... so viel anstrengender, als ich mir das vorstelle.

00:57:08: Aber Werträum nicht vom eigenen Kaffee.

00:57:11: Ja?

00:57:12: Also bei dir in München, die Badcentrale oder so.

00:57:15: Oh Gott, ja?

00:57:16: Wenn ich nun mal mitkehlen dann dürfte.

00:57:20: Oder

00:57:20: man denkt, ich mach mein Hobby zum Beruf und machst nämlich deswegen nicht.

00:57:24: Und lass es einfach sozusagen ... Ich bin einfach der beste Gast.

00:57:29: Aber nicht so.

00:57:30: Ja?

00:57:31: Aber mit Hingabe schreiben und mit Hingabe ... Ein Kaffee betreiben.

00:57:37: Das zweite muss ich sagen, die Frage habe ich für mich noch nicht beantwortet.

00:57:41: Ich wollte früher mal Buchhändler werden.

00:57:43: Und ein Buchhandel mit angeschlossenem Kaffee.

00:57:46: Das wär's immer für mich gewesen.

00:57:48: Also schreiben, lesen und genuss.

00:57:50: Wenn ich das hinkriegen würde, das wär's, glaub ich.

00:57:55: Da machst du ja auch.

00:57:57: Also, dann bringst du ein Cappuccino, du bringst was.

00:57:59: Da wär ich auch total in Gedanken.

00:58:01: Nur bei dieser Tätigkeit, ich mach ein Cappuccino, ich stell was hin, ich rede, ich bin hinter der Bar, stell ich mir total schön vor.

00:58:07: Vielleicht tatue ich mich auch, aber ich muss es irgendwann richtig ausprobieren.

00:58:11: Weil ich hab mich ungelöst, die Frage, ob's so gut ist, wie ich's mir vorstelle.

00:58:14: Ich

00:58:15: glaube, es ist dann schön, wenn es gar keinen Druck hat.

00:58:18: Ich glaube, es hört dann auf, schön zu sein, wenn steuerlicher Druck dazukommt, finanzieller Druck.

00:58:25: Dann

00:58:26: jeder, der schon versucht hat, sich in Deutschland selbstständig zu machen, weiß, dass das nicht gewünscht ist.

00:58:31: Man will einfach nicht, dass wir uns selbstständig machen, weil sie machen dich mit ihrer Bürokratie einfach kaputt.

00:58:37: Das muss man wirklich sagen.

00:58:38: Und wenn die Bürokratie dich nicht kaputt macht, dann spät ist es nach drei Jahren das Finanzamt.

00:58:45: Das ist schon echt total crazy.

00:58:46: Aber wenn man das vielleicht in einem etwas weniger gesetzeskonformen Land tut als dem Unsern, wo du so viele strenge Auflagen erfüllen musst, dann stell ich's mir auch ganz schön vor.

00:58:59: Ich weiß, ich war vor ein paar Jahren mal auf Gran Canaria und saß da in so einer Mitten auch noch in der Pandemie.

00:59:04: Das war den Canaren scheißegal.

00:59:06: Ich war in so einem total schönen, kleinen Strand.

00:59:13: Holz hütte eigentlich am Strand.

00:59:15: Ganz süß, kleine Karte, leckeres Essen, coole Leute, cooler Sound, aber nicht so ibezermäßig, sondern einfach total wirklich ganz bodenständig und nett.

00:59:25: Dann dachte ich, oh, ich glaub, hier ist das echt ganz cool.

00:59:30: Aber München Innenstadt, poh.

00:59:34: Allein die Pacht ist schon entzaubernd.

00:59:37: Ich weiß, es war jetzt ein blödes Ende.

00:59:39: Komm, wir machen noch schnell.

00:59:41: Eine richtig, richtig schöne Landung wird's mal.

00:59:44: Wenn du jetzt hier aus diesem Gespräch rausgehst, was wirst du in der Welt finden, was jetzt gerade alles gut ist?

00:59:57: Dann würde ich große Frage ... Also, ich glaube, es gibt einfach ganz viele tolle Menschen da draußen, wenn ich gleich rausrade.

01:00:12: Und ich glaube, das ist ... Das, was mich am meisten bewegt, beschäftigt, berührt, sind andere Menschen.

01:00:20: Und da finde ich, wenn man selber den offen und gut begegnet, dass man unglaublich viel zurückbekommt.

01:00:27: Und ich finde, Menschen begeistern mich andere.

01:00:29: Das Gespräch mit dir.

01:00:31: Ich fahre gleich hier um die Ecke und trinken Espresso.

01:00:32: Und natürlich, wenn ich nett bin zu der Kellnerin und dem Kellner, dann, glaube ich, ist der auch nett zu mir.

01:00:37: Und wenn ich Lust habe, mit dem zu sprechen, wird er mir antworten.

01:00:41: Ich glaube, andere Menschen ist das, was mich.

01:00:43: am allermeisten begeistert.

01:00:46: Hm.

01:00:48: Ich freu mich von Herzen, dass du dieses fantastische Buch geschrieben hast.

01:00:53: Heute ... du nicht, weil du bist irgendwo am anderen Ende der Welt, jetzt in diesem Moment, während die Menschen diesen Podcast anhören.

01:01:02: Ich bin total gespannt, wo's mit dir noch hingeht.

01:01:04: Ich freu mich nach wie vor Wiebbolle, dass wir uns wiedergefunden haben.

01:01:08: Und dass es auch bestand hat, dass es kein Strohfeuer war vor zwei Jahren.

01:01:13: sondern du bist noch da, ich bin noch da, auch die Klicke findet irgendwie so in kleinen Schritten immer mal wieder zusammen hier und da, wir waren auf einer coolen Party zusammen im Sommer.

01:01:22: Groß an Uli an dieser Stelle, vielen Dank noch mal.

01:01:25: Ja, unbedingt.

01:01:26: Toller Gastgeber.

01:01:27: Und es wird nicht die letzte Party gewesen sein, die wir im schönen Ruhrgebiet miteinander gefeiert haben.

01:01:33: Ja.

01:01:33: Und ich danke dir, dass du diese tolle Gastgeberin bist und dass ich wieder zu dir kommen durfte.

01:01:41: Und übrigens, das ist doch auch ... Ist doch ein total schöner Moment.

01:01:46: Kann uns keiner nehmen.

01:01:48: Haben wir miteinander und können wir immer wieder miteinander haben.

01:01:53: Und das finde ich schön.

01:01:53: Und ich war heute mit Hingabe dabei.

01:01:57: Das ist jetzt dein Wort.

01:01:58: Das schenken wir dir.

01:02:00: Yes.

01:02:01: Und ich mit großer Hingabe und Freude und allem anderen.

01:02:05: Ich freue mich so doll, wenn wir uns wiedersehen, mein Lieber.

01:02:09: Ab in den Urlaub.

01:02:11: Jetzt gerade ist alles gut.

01:02:12: Der neue Roman von Stefan Schäfer seit gestern im Handel.

01:02:17: Ich wünsche euch ein schönes Wochenende.

01:02:19: Danke, dass wir verbunden sind.

01:02:23: Bis ganz bald.

01:02:24: Bleibt zuversichtlich, gesund und natürlich stets neugierig.

01:02:37: Tschüss.